Iran – die freundlichsten Menschen der Welt, viel Sonne und viel Autobahn

Eine Radtour durch den Iran, eher ungewöhnlich, finden die meisten  meiner Freunde und Kollegen. Also: was lohnt es sich, zu wissen?

Zunächst: ich fürchte, vieles, was ich sage, veraltet schnell. So billig wie wir es erlebt haben, wird der Iran nicht lange bleiben und wie viele Freiheiten Leute sich leisten können, hängt auch von der aktuellen politischen Lage ab.

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Als Frau?

Die ersten paar Tage war ich allein unterwegs – von der Grenze zu Armenien bis Tabriz.  Und ja, ein komisches Gefühl hatte ich schon, als ich kurz vor der Grenze ein Buff als Kopftuchersatz unter den Helm zog. Im Vorfeld hatte ich einige Berichte zu sexueller Belästigung, gerade bei alleinradelnden ausländischen Frauen gelesen. Ich selbst habe dann überhaupt keine schlechten Erfahrungen gemacht, das mag allerdings mit an meinem fortgeschrittenen Alter liegen.  Mein erster Eindruck war auf der Straße, dass ich nicht weiter beachtet wurde. Das stellte sich aber schnell als Illusion heraus. Durch meine erste Stadt, Jolfa, fuhr ich zweimal auf der Suche nach meinem gebuchten Hotel die Hauptstraße entlang. Als ich dann abends essen war – anderes Hemd, anderes Kopftuch, kein Fahrradhelm und natürlich im Gegensatz zum Tag ohne Sonnenbrille, wurde ich angesprochen. Ob ich die Touristin mit Fahrrad sei?

In der zweiten Stadt, Marand, wusste offenbar ebenfalls nach kurzer Zeit die ganze Stadt, dass Touristin auf dem Rad durchgekommen ist.

Geld

In Reiseführern liest man, dass man all sein Geld in Bar mitbringen muss, weil iranische Banken nicht an das internationale Bankensystem angeschlossen sind, außerdem, dass man besser in Wechselstuben als bei Banken wechselt, wegen des besseren Wechselkurses. An beide Tipps haben wir uns gehalten. Dennoch hat mich der Stapel Geld überrascht, den ich für meine Euros bekommen habe: Der Kurs des Rial ist in letzter Zeit weit gefallen. Der Wechselstubenkurs war damit nicht wie angekündigt ein bisschen besser als der offizielle Kurs der Banken, wir bekamen glatt dreimal so viel Geld, wie erwartet. Das machte den ganzen Urlaub geradezu unverschämt billig. Wir hatten oft das Gefühl, die Preise hochhandeln zu müssen – man kann doch nicht ernsthaft für weniger als einen Euro pro Person essen gehen, oder? Und wenn man mit dem ganzen Geld in der Tasche dann noch unentwegt eingeladen wird, droht es geradezu unangenehm zu werden.

Allerdings: bis vor kurzem galt der Iran als relativ günstiges, aber nicht als spottbilliges Reiseland. Bestimmt ist es eines, in dem sich vieles schnell wieder ändern kann.

Handy/Internet

Netzabdeckung ist in Deutschland ein Problem, sonst bekanntlich fast nirgends, auch nicht im Iran. Schwierig kann es allerdings sein, eine lokale Simcard zu kaufen. Es gibt nicht allzu viele Läden, in denen man die Karten kaufen kann und diejenigen, die es gibt, scheinen oft formale Probleme mit Touristen zu haben. Welche? – Keine Ahnung, aber ich saß lange in einem Laden, während der Verkäufer versuchte, auf ungefähr hundert Arten meine Daten in sein System einzugeben. Am Ende hatte ich eine Karte, allerdings mit Daten, die nicht meine waren.

Wenn man dann Internet hat – mobil oder per WLAN, stößt man auf teilweise überraschende Probleme. Dass manche Seiten gesperrt sind, habe ich erwartet. Dass  Whatsapp, Telegram und andere Messenger funktionieren, dafür aber GMX einfach nicht lädt, hat mich doch erstaunt. Da hilft es nur, sich vorab ein VPN zu installieren, wenn man nicht plötzlich ohne die Mail mit dem Rückflugticket dastehen will – oder was solche Sperren eben noch an Überraschungen bieten können.

Verkehr

Im Iran baut man an jede verfügbare Stelle eine Autobahn. Auch dort, wo es nicht so furchtbar viel Verkehr gibt. Vorteil: oft gibt es einen breiten Seitenstreifen, manchmal hat man mehrere Spuren aus wunderbarem Asphalt für sich allein – dann, wenn die neue Strecke noch nicht freigegeben ist. Trotzdem gibt es natürlich schönere Straßen als gerade Autobahnen, auch im Iran. Leider verbinden sie selten zwei Orte, durch die man fahren möchte. Kommt auch vor, aber dann muss man hoffen, dass einem kein Militärgelände in die Quere kommt, durch das man nicht durchfahren darf. Also:  vorsichtig ausgedrückt, was Straßen und Verkehr betrifft, ist der Iran kein typisches Fahrradland.

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Unterkunft

Wer mit dem Rad unterwegs ist, muss sich darauf einstellen, nicht immer ein Hotel oder eine Pension zu finden: in großen Städten häufen sich große Hotels, dazwischen gibt es kaum eine Unterkunft. Vielleicht einmal ein ungemütliches Gästehaus. Die großen Hotels waren günstig, als wir unterwegs waren, bei schlechterem Wechselkurs können die Preise aber leicht an Westeuropa herankommen. Was fehlt sind kleine Privatpensionen mit ein paar Zimmern und damit generell Unterkünfte in kleineren Orten. Zelten ist dafür ziemlich unproblematisch. Und falls jemand mitbekommt, dass man eine Unterkunft braucht, findet sich ganz schnell jemand, der einen zur Übernachtung einlädt.

Als wir unterwegs waren, war es nicht sinnvoll, Hotels vorzubuchen – man hätte dann den schlechten Banken-Wechselkurs zahlen müssen. Das kann sich mit einer Annäherung der Kurse ändern. IMG_20181008_171116.jpg