Prag – Budapest-Belgrad 2015

Quelle: OpenStreetMaps
Quelle: OpenStreetMaps

Im September 2015 fahren mit zu zweit dem Rad von Prag (bis dorthin sind wir einige Jahre vorher schon gekommen)  nach Belgrad. Zwischen Prag und Belgrad habe ich vorab eine Strecke auf kleinen Straßen herausgesucht und in Osmand importiert, danach geht es auf dem prima ausgeschilderten Donauradweg weiter.

29.8.2015 Uvaly – Kolin

46 km ( +3,6 km zum Bahnhof)

Sonne, 30 °C

Die Fahrt beginnt morgens in Berlin. Wir laden unsere Räder in den ziemlich voll besetzten Zug nach Prag. Theoretisch müssten wir in Dresden aussteigen und zwei Stunden warten, weil ab Dresden die wenigen Fahrradplätze ausgebucht sind. Und das, obwohl wir uns schon einen Monat vorher um die Karten bemüht haben. Wir beschließen, im Zug zu bleiben. In Dresden gehe ich zum Fahrradabteil und dirigiere gemeinsam mit einen anderen Reisenden einsteigende Räder mit gebuchten Plätzen hin und her. Am Ende stehen alle Räder im Abteil und kein einziges auf seinem gebuchten Platz. Alles klar, ich bin zufrieden, alle anderen auch, wir fahren weiter und gehen im Bordrestaurant essen.

Da wir keine Lust auf die Straßen aus Prag heraus haben, nehmen wir für vielleicht 20 km einen Vorortzug nach Uvaly, dann geht es mit dem Rad weiter. Die Navigation per osmand funktioniert prima und die kleinen Straßen, die ich zu Hause herausgesucht habe, sind sogar hübscher als gedacht. Über lange Strecken fahren wir durch sanfte Hügellandschaften, sehr oft auf Alleen aus Apfelbäumen.

Unser Ziel für den heutigen Tag, Kolin, sieht von weitem langweilig aus: Plattenbau an Plattenbau. Der Eindruck ändert sich aus der Nähe, es gibt einen alten, eindrucksvollen, sehr schönen Marktplatz und ein Rathaus aus dem 15. Jahrhundert.

IMAG1138.jpg

30.8.2015 Kolin -Zdar nad Sazavou

102 km inclusive Verfahren, über Žleby und Chotebor, 30 °C, Sonne, Sonne, Sonne

Übernachtung: Pension v Kapel, in einer alten Kapelle, sehr hübsch eingerichtet freistehender Badewanne im Zimmer, sehr zu empfehlen

Die ersten 30 km sind flach, der Weg führt manchmal am Wasser entlang, ansonsten zwischen Feldern hindurch. Zur ersten Pause folgt die erste Steigung: Um an unsere Limonade zu kommen, müssen wir nach Žleby hinunter, zum Berg mit einem Schloss hinauf und später zurück.

Wir haben für Tschechien keinen Reiseführer dabei. Das bedeutet: die Landschaft und jede Sehenswürdigkeit kommt als Überraschung. Wie eben Das Schloss in Žleby und wie auch die Steigungen, die danach kommen. Nicht sehr steil, Aber endlos. Gern in der Sonne und heute bei mehr als 30 Grad im Schatten.

IMAG1144.jpg

Es bleibt übrigens dabei, dass die Alleen hier deutlich interessanter sind als zu Hause. Sie bestehen aus Birnen, Apfel, Mirabellen, Pflaumen und Kirschbäumen. Und gerade jetzt ist das Obst reif.

Unsere Pension ist in einer ehemaligen Kapelle, mitten in einer Klosteranlage.

31.8.2015 Zdar nad Sazavou- Brno

77 km, Ca. 35 Grad, Sonne

Es geht weiter mit den Steigungen. Am Vormittag kommen wir ganz gut voran, die Berge kriegen wir noch hin, die Landschaft ist abwechslungsreich, nur die Strecke, bis wir in Strisow auf ein Café treffen, ist sehr lang – die kleinen Orte auf dem Weg haben meistens keine Dorfgaststätte (schwerer Fehler).

Nach der Pause und dem mittäglichen Eisbecher wird es dann aber doch unerträglich heiß, die Steigungen lassen nicht nach und zeitweise gibt es ziemlich viel Verkehr. Wir halten alle paar km an, weil wir sehr erschöpft sind.

Gegen halb 5 dann kommen wir endlich in Brno an: lebendige Stadt, knapp 400.000 Einwohner, auffällig viele junge Leute – Brno ist Universitätsstadt. Außerdem eine ehemalige Festung, viele Kirchen und Stuckfassaden.

IMAG1151.jpg

1.9.2015 Brno -Hodonin

65 km, 35 Grad , Sonne

Eigentlich haben wir uns heute die Strecke bis Senica, ca. 90 km vorgenommen. Aber es ist einfach zu heiß. Um 13 Uhr machen wir eine Mittagspause, gefolgt von einem Radler und einem Eisbecher. Dann geben wir auf und mieten uns kurz vor der slowakischen Grenze in einem Hotel mit sozialistischem Charme ein.

2.9.2015 Hodonin -Nitra

126 km, etwas bewölkt, dann Sonne, ca. 25°C

Unser sozialistisches Hotel hat den Vorteil relativ früher Frühstückszeiten, wir sind wir früh unterwegs. Das Wetter ist deutlich angenehmer, zwar windig, aber oft genug kommt der Wind von hinten. Zum Ausgleich erwischen wir nicht immer den richtigen Weg: Zweimal lässt uns das Navi im Stich. Es will uns durch einen Bach und über einen Zaun schicken. Wir weigern uns und fahren stattdessen Umwege.

Dann verpassen wir noch einen Abzweig. Statt auf einem vermutlich sehr bergigen Waldweg durch die kleinen Karpaten fahren wir auf einer größeren Straße durch die Berge. Das erspart uns zweifellos einen Teil der Steigungen und schlechte Wege, dafür haben wir es mit unendlich vielen LKWs zu tun, die uns auf der recht schmalen Fahrbahn in Irrsinnstempo überholen. Die meisten in sinnvollem Abstand, aber es gibt Ausnahmen.

Nachmittags kommen wir in Nitra an, einer Stadt mit knapp 80.000 Einwohnern, einer Burg und einigen bedeutenden Kirchen. Im Übrigen Eine Stadt, von der ich zuvor noch nie gehört hatte.

Übernachtung: City Hotel Nitra, schönes, modernes Zimmer, am autofreien Hauptplatz gelegen, Bad mit Glaswand.

IMAG1161.jpg

3.9.2015 Nitra – Sturovo

96 km, Sonne, kurz Regen, um 27 Grad

Der größte Teil der Strecke ist flach, und führt auf wenig befahrenen Straßen entlang. Ein kurzer Abschnitt auf einem sehr schlechten Feldweg bringt uns dazu, bei nächster Gelegenheit einen Umweg über die Landstraße zu machen.

Sturovo liegt gerade noch in der Slowakei, gegenüber von Esztergom mit seinem sehr beeindruckenden Dom. Den sehen wir am Nachmittag noch an, danach ein Spaziergang über die Donaubrücke. Wir beobachten, wie an der Grenze wieder kontrolliert wird, der erste Hinweis darauf, dass wir nah an der aktuellen Flüchtlingsroute sind: jeder Kleinbus oder Laster wird offenbar nach Flüchtlingen durchsucht. PKW und Fußgänger kommen ohne Kontrolle durch.

IMAG1166.jpg

4.9.2015 Starovo – Budapest

85 km, morgens bewölkt, dann Sonne

Ich hatte für die Strecke bis Budapest eine „Abkürzung“ herausgesucht, allerdings möglicherweise eine recht bergige. Wir entscheiden uns stattdessen für dem eigentlichen Radweg an der Donau entlang. Hübsch, relativ abwechslungsreich mit Abschnitten in natürlichen Wäldern und an Donaustränden. Das Wasser wirkt wunderschön klar, dennoch ist es mir heute zu aufwändig, unterwegs baden zu gehen. Vielleicht klappt es in den nächsten Tagen noch, falls das Wasser hinter Budapest noch in Ordnung ist. Unangenehm ist die lange Fahrt in die Stadt hinein: sehr viel Verkehr, Radwege sind Glückssache.

IMAG1180.jpg

5.9.2015 Budapest

Keine Radtour heute, stattdessen: Im Thermalbad gewesen (Gellert, Anfang 20. Jahrhundert, viele Mosaiken, sehr schön) Auf den Burghügel gegangen, das örtliche historische Museum angesehen, weil es dort ein Klo gibt, das ich gerade brauchte. Mittelmäßige Nudeln in einer Touristenkaschemme gegessen, ausgeruht, verschiedene Versuche gestartet, teuer zu Abend zu essen, weil die Restaurants voll waren, dann aber in einer Kneipe Kleinigkeiten zu uns genommen.

6.9.2015 Budapest – Dunaföldvar

105 km, Sonne und Wolken, windig

Den Weg aus Budapest heraus finden wir relativ einfach, dann geht es an einem Seitenarm der Donau entlang. Der Weg ist nun ganz flach, meistens gut ausgebaut, Ein paar Abschnitte auf Trampelpfaden gibt es aber auch noch.

IMAG1182.jpg

Am Nachmittag stellt es sich als einigermaßen schwierig heraus, ein Zimmer zu finden: im Internet sind nur zwei Unterkünfte angegeben, in einer gibt es kein eigenes Bad zu den Zimmern. Mir egal, aber mein Begleiter will kein Bad teilen. Also dauert es Eine Weile, bis wir doch im Rosmarin landen. Eine kleine Pension, etwas museumsartig, mit Zimmern, die mit hübschen alten Möbeln vollgestellt sind und „Nostalgie“, Sozialismus“ und „Romantik“ heißen.

7.9.2015 Dunaföldvar- Baja

92 km, Sonne und Wolken, 20 Grad

Zum Frühstück schickt unser Wirt uns in das Gymnasium gegenüber, wo es im Kiosk am Eingang belegte Brötchen und Kaffee gibt. Eine Englisch-Lehrerin hilft ins bei der Bestellung, wir sehen zu, wie die Schüler*innen eintrudeln. Dann fahren wir wieder. Außer einer Straßenumfahrung durch Weinberge mit sehr schlechtem Weg gibt es keine Steigungen. Teile der in unserem Radreiseführer noch als unbefestigt angegebenem Weg sind zudem mittlerweile asphaltiert. Landschaftlich ist der Weg ganz schön, wenn so ein Flussradweg auch immer ein bisschen eintönig ist.

IMAG1184.jpg

Am Nachmittag sind wir dann im Baja. Hübsche Stadt, riesiger Marktplatz, die beiden Museen sind schon geschlossen, als wir ankommen.

Abendessen gibt es in einem sehr guten Fischrestaurant, Vendio an der Donau.

8.9.2015 Baja – Osijek

115 km, Sonne, Wolken, um 20 Grad

Unser Weg führt fast endlos lange auf einem Deich an der Donau entlang. Landschaftlich ganz hübsch, auf der Donauseite liegt ein Nationalpark, der offenbar als Überschwemmungsgebiet dient. Der Weg ist sehr gut ausgebaut. Dennoch: nach einiger Zeit wünscht man sich fast die abwechslungsreicheren Berge zurück.

Gegen Mittag überqueren wir die Grenze nach Kroatien. Relativ unkompliziert, LKWs müssen allerdings länger warten.

Wieder gibt es Nun eine neue Währung, die Vierte auf dieser Reise. Die verschiedenen Scheine sammeln sich langsam an.

Kurz vor 5 erreichen wir schließlich Osijek, die größte Stadt Slawoniens. Bislang wusste ich nicht einmal, dass ein solcher Landesteil existiert.

Es gibt viele alte, imposante Häuser mit viel Stuck. Gründerzeitliche Häuser vielleicht? Oder schon ältere? Einiges zerfällt, an manchen Häusern sind Einschusslöcher aus dem Bürgerkrieg zu sehen. Teile der Stadt sind aber auch frisch hergerichtet, es gibt schöne Parks, neue Brücken, gemütliche Plätze.

9.9.2015 Osijek – Ilok

91 km, Sonne, ca. 23 °C

Einschusslöcher sehen wir im Laufe des Tages noch mehr, in Osijek, in den darauf folgenden Orten und insbesondere in Vukovar, wo wir nachmittags Kaffee trinken. Hier hat man einen im Bürgerkrieg zerschossenen Wasserturm als Mahnmal stehen lassen. Daneben gibt es doch tatsächlich einen Souvenirshop, in dem man kleine kaputte Wassertürme kaufen kann.

IMAG1194.jpg

Unser Weg führt heute die ganze Zeit Auf Straßen entlang, teilweise auf zu großen Straßen, auf denen Laster an uns vorbeirauschen. Manchmal mit ordentlichem Abstand, wenn das Aber gerade nicht passt, auch mal millimetergenau.

Ende Der Fahrt heute ist in Ilok, die letzte Stadt vor der serbischen Grenze. Der Ort ist erstaunlich: schön hergerichteter Park, imposantes Museum in einem Schloss über der Donau, großes, schönes Hotel mit riesigem Restaurant. Und dann: in Der Innenstadt fast nur leerstehendes Häuser und Läden, Zerfall wohin man schaut.

10.9.3015 Ilok-Novi Sad

52 km, strömender Regen

Die Idee für den heutigen Tag: Nicht so weit fahren, dann noch genug Zeit für Novi Sad haben. Die Realität: Es regnet und regnet. Morgens überqueren wir die Grenze nach Serbien (schnell und unkompliziert) fahren ein Stück auf einer Hauptstraße mit viel Verkehr und Seen in den Spurrillen, dann weiter auf einem Deich ohne asphaltierte Straße.

Dann habe ich einen Platten. Es ist eiskalt und schüttet. Wir schieben bis zum nächsten Ort, unter der Dusche lässt sich ein Fahrrad schließlich auch nicht reparieren. An einer Bushaltestelle flicke ich das Rad. Ich erfriere fast. Als wir gegen Mittag in Novi Sad ankommen, ist unser Zimmer noch nicht fertig. Wir essen also erst einmal zu Mittag. Übrigens sehr gut und direkt in unserem Hotel Veliki. Dann duschen, ausruhen, ein Museum (Wojvodina Museum).

Übernachtung: Hotel Veliki, wir habe ein sehr hübsches kleines Apartment, und auch das zugehörige Restaurant ist sehr gut.

11.9.2015 Novi Sad – Belgrad

97 km, etwas Nieselregen, bewölkt

Hinter Novi Sad geht es zunächst über den Berg, ein lang anhaltender Anstieg, im Straßenverkehr. Erst nachdem die Steigung geschafft ist, wird auch die Straße, auf der wir fahren, kleiner.

In einem Dorf halten wir an und picknicken auf einer Bank am Wegesrand. Dann wollen wir im örtlichen Restaurant eigentlich nur noch eine Kleinigkeit. Die stellt sich aber doch als ziemlich groß heraus: meine Fischsuppe kommt in einem riesigen Topf, der an einem Haken über einem Spiritusfeuer hängt.

Vor Belgrad wird das Radfahren noch einmal ziemlich anstrengend, der Weg führt lange auf einer engen Straße durch sehr viel Verkehr. In die Stadt hinein geht es dann aber auf einem Radweg an der Save entlang.

Erster Eindruck von Belgrad: Schöne alte Gebäude im Überfluss in einer sehr lebendigen und auch ziemlich schicken Innenstadt, das Leben pulsiert. Es gibt ein kleines, aber sehenswertes Museum für moderne Kunst, eine beeindruckende Festung und sehr viele Cafés und Restaurants.

IMAG1211.jpg

2014: Logroño – Santiago de Compostela – Porto

Route
Quelle: OpenStreetMaps

Warum ein Jakobsweg, wenn auch zwei gehen? Wir fahren von Logroño zunächst den spanischen Haupt-Radweg nach Santiago de Compostela, dann weiter mehr oder weniger entlang des Camino Portugues nach Porto.

Unterwegs sind wir zu zweit, ohne Zelt, hier gibt es definitiv genügend Unterkünfte.

Open Street Maps behauptet, dass wir insgesamt etwas mehr als 10.000 Höhenmeter zurücklegen, aber immerhin ist es um Ostern noch nicht heiß, die Straßen sind weitgehend gut und landschaftlich schön. Am besten ist es, wenn man sich auch noch für Kathedralen interessiert.

14.4. Logrono – Santo Domigo de la Calzada 

Strecke mit dem Rad: 58 km

Übernachtung: Hesperia de las Cisterziensas

Die Ticketverkäuferin am Busbahnhof drückt uns einen Zettel in die Hand, auf dem steht, was man alles mit dem Fahrrad anstellen soll, bevor es in den Laderaum des Busses darf.  Also schrauben wir Vorderräder ab, drehen Lenker und entfernen Pedale. Schließlich stecken wir die Räder in riesige Mülltüten, die ich in Berlin zu diesem Zweck gekauft habe, und laden sie in den Bus nach Logroño.

IMAG0091

Dort kommen wir planmäßig 2 Stunden später an, machen die Verpackungsaktion rückwärts und könnten losfahren, wenn wir denn herausbekämen, welche Straße die Richtige ist. Stattdessen irren wir ungefähr eine Stunde durch die Stadt auf der Suche nach einer Straße, die keine Autobahn ist und trotzdem in ungefähr die richtige Richtung führt. Die Suche wird dadurch erschwert, dass “unsere” Landstraße gerade in eine Autobahn verwandelt wird. An einigen Stellen ist dieser Prozess schon abgeschlossen, an anderen nicht.

Als wir die Stadt endlich hinter uns gelassen haben, sind wir zunächst auf dem Wanderweg. Der ist an manchen Stellen halbwegs befahrbar, an anderen leider gar nicht. Also Straße. Das geht ein Stück ganz gut, dann nicht mehr. An uns rauschen endlose Lastwagenkolonnen vorbei. Die Sonne brennt, das Trinkwasser geht aus und es gibt lange Steigungen. Kurz vor Santo Domingo landen wir für ein paar Meter tatsächlich auf der hier schon fertiggestellten Autobahn. Als wir schließlich an unserem Ziel ankommen, sind wir völlig erledigt. Noch bevor wir unser Hotel suchen, stürzen wir in ein Cafe und bestellen jeweils mehrere Getränke gleichzeitig.

Das Städtchen Santo Domingo de la Calzada ist relativ klein, hat aber eine sehr schöne Altstadt mit vielen kleinen Geschäften – Schuhmacher, Metzger, kleine Lebensmittelgeschäfte, all die Läden, die an anderen Orten von großen Supermärkten ersetzt wurden. Außerdem gibt es eine Kathedrale mit zwei Hühnern darin. Wir sehen sie nur von außen, für die Besichtigung kommen wir leider zu spät.

Zum Ausgleich gibt es gutes Abendessen im Restaurant  Caballero. Als wir, kaum dass das Lokal für den Abend öffnet, gegen 19:30, kommen, ist uns schon klar, dass wir die ersten sein werden. Aber als wir gegen halb 10 noch immer allein sind, beginnen wir uns Sorgen um das Restaurant zu machen. Wo es doch wirklich gut ist. Kurz danach stellen sich die Bedenken als unbegründet heraus. Um 10 ist der Laden bis auf den letzten Platz besetzt, man isst eben spät hier.

IMAG0103

15.4.2014 Santo Domingo de la Calzada – Ibeas de Juarros

Strecke: 86 km

Bewölkt, Sonne und etwas Regen

Wir entscheiden uns gegen die Autobahn-Landstraßen-Kombination und für die kleinen Straßen, die der Radwanderführer vorschlägt. Die sind deutlich weiter, aber kaum befahren. Die Landschaft wirkt zwar eher hügelig als gebirgig, die Anstiege ziehen sich aber endlos hin. Es gibt zwischendurch auch Abfahrten, aber es ist klar, was länger dauert.

Schon am Vormittag verlassen wir die Rioja und pünktlich an der Grenze werden die Weinberge durch andere Felder abgelöst. Auffällig sind die vielen verfallenen Kirchen am Weg, umgeben von einigen ebenso alten und verfallenen Gebäuden. IMAG0109.jpg

Nachmittags gibt es noch Kaffee in einem alten Konvent, zwischen zahlreichen Pilgern, fast alle mit einer vom Rucksack baumelnden Jakobsmuschel. Da sind sie also wieder, die Pilgermassen. Habe ich erwähnt, dass wir auch dieses Mal unsere Pilgerpässe zu Hause gelassen haben? Nun gut, ich habe mit der Kirche auch nichts am Hut und mein Freund weigert sich ohnehin, eine Pilgerherberge in Betracht zu ziehen. Wir können auf die Pässe also verzichten.

Wir wären ganz gern bis Burgos gefahren, aber etwa 15 km vor dem Ziel streikt mein Freund. Wir landen in einer Art Ausflugshotel an der Straße. Kurz nach uns wird noch eine größere Busladung spanischer Rentner angekarrt. Burgos muss bis morgen warten.

16.4.2014 Ibeas de Juarros – Castrogeriz

Strecke: 70 km

Wetter: Sonne, ca. 23 °C

Für die letzten 11 km nach Burgos entscheiden wir uns für die Hauptstraße. Eine gute Wahl in diesem Fall, die Straße hat einen gut befahrbaren Seitenstreifen und wir sparen ums damit mehrere Anstiege.

In Burgos angekommen, sehen wir natürlich die Kathedrale an. Es ist die älteste Gotische in Spanien. Sie ist riesig, imposant und voller kleiner Kapellen. Viel Gold ist zu sehen, außerdem zahlreiche Gefäße für Reliquien. Welche Heiligen man dafür allerdings welcher Körperteile beraubt hat, erkenne ich nicht.

Burgos
Burgos

Während wir die Kirche besichtigen, sammeln sich in einer größere. Seitenkapelle Männer, viele davon offenbar Priester, ziehen aus ihren mitgebrachten Taschen weiße Gewänder und streife sie über. Sie treffen nach und nach ein, die Letzten huschen in die Umkleidekapelle, als ein Helfer sie schon abschließen will. Dann ziehen sie plaudernd in einen weiteren Kirchenraum und beginnen zu singen. Ein Gottesdienst offenbar, aber was es damit auf sich hat?

Gegen Mittag geht es weiter. Ein Stück müssen wir den Wanderweg nehmen, der nicht sonderlich gut befahrbar ist, außerdem geht es noch einige Male lange bergauf.

Die Nacht verbringen wir in Castrogeriz, einem netten größeren Dorf, in dem es von Pilgern und Pilgerherbergen wimmelt. Außerdem gibt es eine Burgruine und, wie überall, mehrere Kirchen.

Castrogeriz

17.4.2014 Castrogeriz – Sahagun

Strecke: ca. 94 km

Wetter: Sonne, ca. 24°C

Heute ist Gründonnerstag und wie wir im Laufe des Tages feststellen, ist das in Spanien ein Feiertag. Es sind viel mehr Pilger auf dem Weg als an den Tagen zuvor.

Die Landschaft wird zusehends flacher. Zwar gibt es noch einige Steigungen, sie sind aber meist kurz.

imag0145.jpg

Wir fahren einen guten Teil des Tages auf einer wenig befahrenen Landstraße neben dem Wanderweg entlang.Während wir zügig vorankommen, beobachten wir, wie die Wanderer am Morgen frisch und fröhlich losziehen und dann von Stunde zu Stunde erschöpfter aussehen. Als wir eine kleine Pause an einer Pilgerherberge einlegen, humpeln viele nur noch, wenn sie ihr Bier holen. Einen Franzosen am Tisch nebenan höre ich in sein Handy sprechen: „Das ist die Hölle, langweilig, anstrengend. Ich gehe noch zum nächsten Bahnhof, dann breche ich das hier ab.“ Offenbar versucht die Person am anderen Ende, ihn umzustimmen. Aber mein Nachbar bleibt dabei und nimmt einen weiteren großen Schluck aus dem Whiskeyglas.

Gegen 16 erreichen wir schließlich Sahagun, eine Kleinstadt mit zumindest einer bemerkenswerten Kirche, neben mehreren anderen, weniger besonderen. Drinnen sind bereits die Figuren für eine Osterprozession aufgebaut. Es sind um die 15 schwere Gestelle, mit Blumengestecken verziert und mit Darstellungen  von Christus mit Kreuz bis Christus am Kreuz. Bemerkenswert noch eine Art Schneewittchensarg mit darum drapierten schwarzen und violetten Kapuzenkostümen.

Wir haben gerade begonnen, in einem Restaurant zu essen, als erste, wie immer in Spanien, als wir von draußen Trommeln und Trompeten hören. Zwischen den Gängen laufe ich hinaus und sehe sie, die Figuren aus der Kirche und die Gestalten in Schwarz oder Violett, die sie tragen.

IMAG0158

18.4.2014 Sahagun – Leon

Strecke: 60 km, viel Sonne

Es ist schwierig, für Karfreitag kurzfristig ein Zimmer in Leon zu bekommen. Wir buchen schließlich eines, das eigentlich außerhalb unserer Preisklasse liegt. Per Handy, bei schlechter Internetverbindung. Kurz darauf stellen wir fest, dass etwas schief gegangen ist: Statt einer gibt es zwei Bestätigungsmails. Telefonisch versuchen wir, eine der Buchungen rückgängig zu machen. Man verspricht, zu helfen, aber bis zum Abend passiert nichts. Stattdessen gibt uns die Rezeptionistin, als wir ankommen, statt des gebuchten Zimmers eine Suite. Und erklärt, dass sie auch nichts tun könne, weil die Buchung über eine Internetplattform lief.

IMAG0183

In Leon ist einiges los, als wir ankommen. Schon auf  dem Weg werden wir von einem weiteren Osterumzug aufgehalten, er führt mitten auf unserem Weg vorbei. Wieder Trommeln, Christus am Kreuz, Träger in schwarzen oder lila Kostümen, mit kleinen Augenlöchern.

imag0205.jpg

Auf den nächsten Umzug haben wir dann von unserer Suite aus eine phantastische Aussicht.  Und am Abend hören wir die Trommeln noch lange.

19.4.2014 Leon – Astorga

50 km, vormittags Sonne, dann bewölkt und etwas Regen

IMAG0217

Vor Astorga biegen wir zu früh ab. Das bringt uns eine lange Strecke auf der viel befahrenen Nationalstraße ein. Nicht sehr schön, aber einigermaßen schnell. Der Weg ist zumeist relativ flach, nur gegen Ende gibt es einen erheblichen Anstieg. Morgen wird das wohl anders: da liegen 600 Höhenmeter vor uns.
Aber zunächst diese Stadt: Wieder einmal gibt es eine sehenswerte gotische Kathedrale, außerdem einen von Gaudy entworfenen Bischofspalast – der sieht ein bißchen nach Walt Disney aus und es hat nie ein Bischof darin gewohnt, außerdem gibt es eine Stadtmauer. Berühmt ist die Stadt offenbar auch für Süßigkeiten: vor allem für Gebäck, aber auch handwerklich hergestellte Schokolade gibt es an jeder Ecke.

IMAG0236.jpg

20.4.2014 Astorga – Villafranca del Bierzo

86 km, ca. 700 Höhenmeter, windig, bewölkt und etwas Regen

Wie erwartet ist der Tag ziemlich anstrengend. Mit langen, steilen Anstiegen hatten wir nach einem Blick auf die Karte gerechnet. Aber was soll der Wind? Und wieso ist es plötzlich so kalt?

Aber immerhin, die Bergdörfer, durch die wir kommen, sind sehr malerisch, Häuser aus rötlichem Naturstein drängen sich um enge Gassen. Und die Landschaft ist wieder abwechslungsreicher als im Flachland.

IMGP2645

Auch heute, am Ostersonntag haben einige Lebensmittelgeschäfte geöffnet. Wir kaufen Brot, das wir nicht essen, weil es einfach zu kalt und windig ist, um draußen zu sitzen. Stattdessen Kaffee und Bocadillo mit Hühnchen kurz vor dem Gipfel. Dann noch ein paar Meter nach oben hecheln, ein Foto am Cruz de Ferro und weiter.

Durch die Stadt Ponferrada mit ihrer eindrucksvollen Templerburg radeln wir mit einer kleinen Pause durch. Noch einiger Kilometer an einem Kanal entlang und ein letzter, viel zu langer Anstieg dann sind wir in Villafranca.

21.4.2014 Villafranca dem Bierzos – Samos

68 km,  geschätzte 1000 Höhenmeter, morgens blauer Himmel, danach kalt kalt kalt

Ein Blick in den Radwanderführer verheißt Fürchterliches: wir starten in einer Höhe von 505 Metern über dem Meeresspiegel, die höchsten Punkte der heutigen Tour liegen auf 1330 Metern. Im Plural, wohlgemerkt, zwischendurch geht es weit bergab.

Wir quälen uns also die Straße nach oben, teilweise auf einer nicht vorgesehenen Nebenstraße. Mein Partner vertritt die Auffassung, dass diese Abweichung von der offiziellen Route der einzige Grund für die Anstrengung ist. Nicht etwa der Höhenunterschied nein, auf keinen Fall!

 

Gegen Mittag picknicken wir zunächst draußen. Ein Fehler: Danach sind wir völlig durchgefroren. Der Versuch, uns in einem hässlichen Café aufzuwärmen misslingt weitgehend. Aber wozu geht der Anstieg hinterher weiter?  Wir werden nur mäßig warm, sind aber bald sehr verschwitzt. So wird uns auch bei der Abfahrt ins Tal noch ein bisschen kälter. Mein Freund zieht auf halbem Weg seine Handschuhe an, ich habe keine mit.

Wir sind heute sehr froh, als wir unser Ziel, Samos, erreichen.

Hier gibt es ein Kloster, das wir noch besichtigen. 14 Mönche leben im noch auf einen sehr eindrucksvollen Klostergelände von 3 Quadratkilometern. 8 davon sind schon über 80, wie in den meisten Klöstern ist Nachwuchs knapp. Das Kloster ist eine Mischung aus unterschiedlichsten Baustilen. Alles von romanischen bis zu modernen Elementen ist vertreten – wozu ist ein Teil des Klosters in den 60er Jahren abgebrannt.IMAG0261.jpg

Besonderes Glück haben wir heute übrigens mit den Hotel (A Veiga): Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar uns das Menü wirklich gut. Besonders die kleinen Forellen, die ich esse, sind hervorragend.

22.4.2014 Samos – Melide

79 km, Gebirge

IMAG0255

Galizien sieht auf Bildern aus wie eine Landschaft voller sanfter, grüner Hügel. Diese Hügel verwandeln sich in Hochgebirge, sobald man auf dem Fahrrad sitzt. Gelegentlich gibt es in einem Café eine heiße Schokolade, der Rest ist heute vor allem Anstrengung, unterbrochen von gelegentlichen schnellen Abfahrten, bei denen all die schönen Höhenmeter wieder draufgehen.

Wir übernachten in einem günstigen Hotel, heute direkt an der Hauptstraße. Nicht schön, aber annehmbar.  Und die Portionen beim Abendessen sind riesig.

 

 

 

23.4.2014 Melide – SANTIAGO DE COMPOSTELA

69 km, kein Mangel an Steigungen

Nicht nur das Abendessen ist in unserem Hotel reichlich. Auch zum Frühstück gibt es anstelle von ein bisschen Brot mit Marmelade endlich einmal ein echtes Frühstücksbuffet. Dann geht es weiter. Die Anstiege wollen partout nicht weniger werden. Wir fahren eine Straße entlang, an der schon zu Beginn auf eine Sperrung wegen Bauarbeiten hingewiesen wird. Wir versuchen es dennoch. Eine Brücke wird gerade erneuert, die Baustelle ist weiträumig und unmissverständlich abgesperrt. Ich krabble unter der Absperrung durch und sehe die Bauarbeiter so lange hilflos an,  bis sie uns die Räder über die unfertige Brücke schieben lassen. Nicht ohne vorher ausführlich auf die gute Aussicht von der viel und weiteren bergigen Alternativstrecke aus hinzuweisen.

Kurz vor Santiago ein letzter kleiner Berg. Die Stadt ist schon zu sehen, als uns eine Gruppe von Wanderern, eher Tagesausflügler als Pilger, im Weg steht. Wir klingeln sie zur Seite. Sie machen Platz und applaudieren, als wir zwischen ihnen in die Stadt hineinrollen. „Angemessen“, denke ich.

Dann ist nur noch das Labyrinth der Altstadt zu überwinden, bevor wir endlich in unserem Hotel Felisa ankommen. Es ist ein Haus in der Altstadt, mit Wänden aus riesigen Natursteinen. Wo diese Steine kleine Absätze bilden, stehen Cent- Münzen an der Wand. Wir stellen welche dazu.

Es gibt auch einen sehr schönen Garten, leider ist es aber viel zu kalt, um draußen zu sitzen.

IMGP2682

Natürlich sehen wir uns noch die Kathedrale an. Natürlich schön, aber wir haben langsam den Eindruck, genügend Kathedralen gesehen zu haben.

Abends, während wir essen, ein wichtiges Fußballspiel, das, natürlich, auch auf dem Fernseher in unserem Speiseraum läuft. Obwohl wir in der sehr touristischen Altstadt und dort in einem Hotel sind, füllt sich der Raum relativ schnell mit einheimischen Studenten, die zum Fußball schauen kommen. Die Altstadt scheint zumindest am Abend nicht ausschließlich in Touristenhand zu sein.

 

24.4.2014 Santiago de Compostela

Heute stehen Ein paar praktische Dinge auf dem Programm, die auch recht reibungslos funktionieren: Eine Wäscherei finden, dann eine Buchhandlung, um Landkarten für den weiteren Weg zu kaufen, ein Ausflug zum Bahnhof, weil wir mit der Bahn aus Der Stadt herausfahren wollen. Dann gehen wir erst einmal essen. Das Restaurant, „A Contadina“, stellt sich als erstaunlich gut heraus. Und weil wir am Mittag das günstige Tagesmenü essen, obwohl doch auch so viele andere interessante Sachen auf der Karte stehen, gehen wir am Abend gleich noch einmal hin.

Ansonsten: Santiago gilt als die regenreichste Stadt Spaniens und macht auch heute diesem Titel alle Ehre. Wir haben echte Schwierigkeiten, gelegentlich einen Blick auf den Stadtplan zu werfen, ohne das der hinterher völlig durchnässt ist.

25.4.2014 Santiago de Compostela – Pontevedra

30 km, riesige Regenmengen

Weil es ziemlich schrecklich ist, mit dem Fahrrad aus einer größeren Stadt herauszufinden und es auch noch regnet, setzen wir uns erst einmal in den Zug. Der Schaffner wird  böse, weil schon 2 Fahrräder im Zug sind, und es insgesamt nur 3 Plätze gibt. Er scheint es für eine Zumutung zu halten, dass die spanische Bahn überhaupt Räder mitnimmt. Aber letztlich finden wir Platz.

Als wir in Vilanova de Arousa aussteigen, regnet es stärker als zuvor. Auf den nächsten 30 Kilometern legt der Regen weiter zu. Die Etappe ist zwar kurz, dennoch kommen wir völlig durchnässt und durchgefroren in Pontevedra an. Ich befürchte schon, dass uns  so, wie wir aussehen, kein Mensch ein Zimmer vermietet. Aber die Rezeptionistin eines kleinen Hotels stört sich nicht an tropfenden Haaren, zitternden Menschen und miserabler Gesamterscheinung.

Den Nachmittag über wird das Wetter nicht besser. Wir versuchen, noch durch die Altstadt zu bummeln, flüchten aber nach kurzer Zeit vor dem Regen in die örtliche Kirche.

Am Abend essen wir Tapas, zuerst in einer Kneipe, die reichlich nach Frittierfett riecht, dann in einer weiteren Bar. Als Der Wirt feststellt, dass wir Deutsche sind, holt er seine Mutter. Die macht nämlich gerade einen Deutschkurs und muss üben. Wir unterhalten uns in einer wilden Mischung aus Deutsch, Englisch und Spanisch.

 

26.4.2014 Pontevedra – TUI

59 km, Wolken und etwas Sonne

Der Tag beginnt damit, dass ich aus dem Fenster sehe feststell, dass der Regen aufgehört hat. Und damit, dass unser Wirt uns zum im Preis inbegriffenen Frühstück in eine Kneipe um die Ecke schickt. Die ist noch geschlossen. Also zurück. Nächster Versuch: der Wirt schickt uns in eine Art Eisdiele. Beinahe dürfen wir auch dort nicht hinein, aber gerade noch rechtzeitig ruft der Wirt an, um uns anzukündigen. Wir bekommen einen Kaffee und ein Croissant, dazu ein paar Churros.

Dann geht es weiter. Der Weg ist heute nicht sonderlich schön: Wegweiser sind Mangelware und so landen wir nach kurzer Zeit von der kleinen Straße, die wir eigentlich nehmen wollten auf der Nationalstraße, die auch relativ stark befahren ist. Wegweiser sind überhaupt so ein Thema: Nationalstraßen und Autobahnen sind ganz gut zu finden, aber auf kleineren Straßen fehlen Wegweiser entweder völlig oder sie weisen auf Orte hin, die die Straßenkarte nicht kennt. Das Mindeste ist, dass die Orte anders geschrieben sind.

IMAG0294.jpg

Am Nachmittag kommen wir in Tui an, dem Grenzstädtchen, direkt vor Protugal.  Dort ist heute einiges los: Der lokale Heilige hat Jahresfest. Überall in der Stadt sind Lautsprecher aufgehängt, aus denen laute Musik dudelt.

Ansonsten: Auch hier gibt es eine Kathedrale, in diesem Fall eine, die mehr einer Festung ähnelt. Sie steht auf einem Hügel, gegenüber von einem weiteren Exemplar auf der portugiesischen Seite.

27.4.2014 Tui – Braga

75 km, Sonne und Wolken, Ca. 16 °C

IMAG0288

Wir rollen über eine der örtlichen Attraktionen, eine von Eiffel erbaute Brücke über den Grenzfluss Minho und sind in Portugal. Dann geht es erst einmal wieder in die Berge, der Anstieg will gar kein Ende nehmen. Weil wir uns nicht sicher über den Weg sind, halte ich an einem Café an und frage. Wie schon an den Vortagen bekomme ich eine kleine Zeichnung mit und – weil Portugiesisch nicht zu meinen Stärken zählt – einer sehr ausführlicIMAG0292.jpghen Erläuterung. Der Cafébetreiber kringelt die Kreisverkehre vielfach ein, schreibt eine 1 und eine 2 daneben, um mir klar zu machen, dass wir am zweiten Kreisverkehr abbiegen müssen. Ich beschließe, diese kleinen Kunstwerke zu sammeln. Ein paar habe ich schon dabei. Auf den kleinen Zetteln tauchen nie Straßennamen auf. Dafür ist aber immer irgendwo ein Café markiert.

Wir können nun nicht anders, als den richtigen Weg zu finden. Er führt zwar auch heute eine Nationalstraße entlang, die ist aber nicht stark befahren. Landschaftlich ist die Gegend sehr schön: Berge, Wein, urwaldähnliche Eukalyptuswälder, mehr Berge.

Mörderisch ist der letzte Anstieg vor der Altstadt von Braga, dann haben wir es geschafft.

Braga ist relativ groß, auch hier haben wir die üblichen Schwierigkeiten mit Wegweisern: sie zeigen innerhalb der Städte zur nächsten Apotheke, zum Gericht, zur Schule, zum Sportzentrum. Das Zentrum oder die Altstadt oder der Weg aus der Stadt heraus ist deutlich schwieriger zu finden.

Ansonsten: Kathedrale. Schöne, malerische Altstadt mit Kachelfassaden, geschlossene Restaurants, geöffnete Cafès, Springbrunnen.

 

28.4.2014 Braga-Fajozes

63 km, vormittags Regen danach Sonne

 Auf der Karte sieht der restliche Weg ziemlich einfach aus, aber diese Karte hat auch eine Auflösung von 1:400000. Bei Google wirkt die Streckenführung schon komplizierter. Im richtigen Leben landen wir ziemlich schnell auf einer Hauptstraße, dann auf einer viel zu stark befahrenen Nebenstraße, dann verpassen wir eine Abzweigung. Und die Beschreibung auf Google maps sieht immer noch schwierig aus. Erschwerend hinzu kommt die fast vollständige Abwesenheit von Straßennamen, Wegweisern und Markierungen.

Am frühen Nachmittag haben wir es immerhin bis Vila Do Conde geschafft, einer Stadt am Meer nördlich von Porto. Ein Kaffee mit Meerblick, dann fahren wir weiter. Die letzten Kilometer sind ein Suchspiel auf Holperpflaster. Wir haben am Abend vorher per Internet ein Zimmer für ein paar Tage gebucht, ländlich, aber nicht weit vom Meer und von der Bahn entfernt. Bevor wir nach Porto fahren, von wo aus unser Rückflug startet, wollen wir noch ein paar Tage ausruhen. Nach dem verschlungenen Holperweg wirkt unsere Unterkunft – Quinta de Alfaias –  wie das Ende der Welt.

IMAG0311

Unsere Unterkunft entpuppt sich als schönes altes Anwesen mit Park und, was das Haupthaus betrifft, voll von Antiquitäten. Alles geführt von einem netten Paar mittleren Alters. Der Hausherr fängt uns nach dem Abendessen regelrecht ab, um sich noch eine ganze Weile mit uns zu unterhalten. Er spricht über Gott und die Welt, über den Fall der Mauer, das Ende der Kolonialzeit in Portugal, über die Hochzeit des Präsidenten des FC Porto in seinem Haus und über Fußball.

29.4.2014 – 1.5. Fajozes

Wir sind hergekommen, um uns ein paar Tage lang auszuruhen. Also: Spaziergang zum etwa 5 km entfernten Strand, weiter am Strand entlang, Füße ins Wasser halten, zurück spazieren. Auf der Veranda sitzen. Hörbuch hören, stricken.

Außerdem machen wir Spaziergänge am Strand, z.B. in Richtung Vila do Conde. Leider ist es noch ziemlich kalt, um baden zu gehen.

 

IMAG0312

2.5. – 4.5.2014  Porto

Wir nehmen die Metro, nach Porto hinein, stellen unser Gepäck und unsere Fahrräder im Hotel ab und sehen uns erst einmal in der Stadt um. Porto ist eine Millionenstadt mit viel Geschichte, also: schön anzusehen. Azulejo-Fassaden in der Altstadt, natürlich eine Kathedrale, imposante Gebäude, auch hier eine schöne, von Eiffel erbaute Brücke. Im berühmten Jugendstilcafé der Stadt bekommen wir leider keinen Platz.

IMAG0355.jpg

Während wir in den letzten Wochen oft gefroren haben, ist es nun richtig heiß. Nach ein paar Metern in der Sonne, brauche ich jeweils wieder ein kaltes Getränk im Schatten. Aber über schönes Wetter sollte man sich nicht beschweren.

Und was muss man in Porto außerdem dringend tun? – eine Kellerei besichtigen. Wir entscheiden uns auf Empfehlung unserer Wirtin in Fajozes für Taylors. Gerade als wir ankommen, beginnt tatsächlich eine Führung auf Deutsch, durchgeführt von einem jungen Mann aus der Familie des Betriebs. Er spricht hervorragend Deutsch und erzählt durchaus interessant.

IMGP2795.JPG

4.5.2014 Rückflug

Auch für den Rückflug können wir unsere Fahrräder nach kurzer Diskussion völlig unverpackt abgeben. Wir fliegen, wie schon auf dem Hinflug, über Frankfurt, haben aber dieses Mal sage und schreibe 5 Stunden Aufenthalt dort.

Und das Beste: auch dieses Mal kommen die Fahrräder unbeschädigt, wenn auch mal wieder platt an. Offenbar bringt man es nicht über sich, ein Fahrrad mit aufgepumpten Reifen in ein Flugzeug zu laden.