Alpe-Adria-Radweg

Der Alpe-Adria-Weg ist landschaftlich toll und laut Internet die einfachste Alpenüberquerung. Die meisten Anstiege sind sanft und viele Höhenmeter spart man sich mit einer Tunnelstrecke.

Die Zusammenfassung

Im Internet steht, dass dies die einfachste Alpenüberquerung ist, und ohne irgendeine andere probiert zu haben: ich bin sicher, dass das stimmt. Viele Höhenmeter spart man sich durch eine Tunnel- Bahnstrecke, die meisten Anstiege sind sanft und ab Tarvisio ist eine alte Bahnstrecke zum Radweg ausgebaut. Also: ab da keine wesentlichen Anstiege mehr. Wegweiser, Cafés und Unterkünfte sind überall. Ich vermute allerdings, dass auf dem Weg ab Mai die Hölle los ist – im April war noch angenehm wenig Betrieb. Landschaftlich ist der Weg super.

Salzburg – Dorfgastein

97 km, 1021 Höhenmeter

Ich hatte zunächst Bedenken eine Alpenüberquerung schon im April zu probieren, aber das Wetter ist prima. Die Straßen sind eisfrei, die Sonne scheint, es ist nicht besonders kalt. Der Weg führt erst einmal lange an der Salzach entlang, mit schneebedeckten Bergen im Vordergrund und dem Fluss neben mir.

Der Alpe-Adria-Radweg setzt sich zusammen aus mehreren Abschnitten unterschiedlicher Fernradwege. Heute folge ich der Ausschilderung für den Tauernradweg. Die Steigung ist über lange Zeit kaum zu spüren. Und die Infrastruktur in Österreich ist klasse. Meistens ein Radweg, wenn nicht, dann ein ausreichend breite Streifen neben der Straße. Ein Wegweiser jagt den nächsten, es ist fast unmöglich, sich zu verfahren. Natürlich tue ich es trotzdem, als an. einer Stelle um eine Baustelle herumgeleitet wird. Aber das kostet nur wenige Kilometer. Cafes und Restaurants überall, Übernachtungsmöglichkeiten ebenso. Tunnels haben eine baulich abgetrennte Radspur, in einem Fall gibt es sogar einen eigenen Fahrradtunnel..

Alpenüberquerung, das klingt ein bisschen furchterregend, aber zumindest der erste Tag ist unproblematisch, und das, obwohl es die erste Radtour nach dem Winter ist. Erst die letzten 16 km werden wirklich anstrengend. Und auch die könnte man wohl einfacher haben: an einigen Stellen habe ich Hinweisschilder gesehen mit der Aufschrift: Tauernradweg – einfache Strecke. Vielleicht hätte ich sie nehmen sollen…

Dorfgastein – Spittal an der Drau

67 km, 701 Höhenmeter bergauf

700 Höhenmeter, das klingt ja eigentlich nicht so schlimm, gestern waren es immerhin über 1000 m Anstieg. Aber die waren nicht alle an einer Stelle! Heute führt der Weg erst eine Weile relativ flach an einem Bach entlang, dann folgt ein Hammer-Anstieg. Er konzentriert sich zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein. Ich schiebe mein Rad im Wesentlichen nach oben, bin hinterher aber trotzdem KO. Ziemlich viel 18 prozentige Steigung. Bad Gastein oben sehe ich mir nicht genau an, der erste Blick ist aber beeindruckend. Der Ort scheint voller Hotels zu sein, dazwischen ein berühmter Wasserfall. Sämtliche Hotels sehen aus wie Paläste! Und als mich jemand auf der Straße nach dem Weg fragt, ist seine bevorzugte Sprache dann auch russisch.

Die letzten Meter bis Böckstein führen wieder an einem kleinen Bach entlang und sind nicht besonders anstrengend. Dann geht es in die Tauernschleuse. Keine Ahnung warum das Ding Schleuse heißt, es handelt sich um einen Eisenbahntunnel. Sämtliche Autos, Fahrräder und Personen werden für 12 km in eine Bahn geladen und hinter dem Tunnel wieder ausgespuckt. Das geht alles sehr unproblematisch und was die Fahrt betrifft auch ziemlich schnell. Lediglich warten muss ich auf den Zug eine Weile. Er fährt stündlich, aber natürlich nicht zum richtigen Zeitpunkt.

Von Mallnitz, direkt hinter dem Tunnel, aus geht es dann steil bergab. Ein Verkehrsschild mit einem spektakulär stürzenden Radfahrer überzeugt mich, nicht in voller Geschwindigkeit den Berg hinunter zu fahren. Obwohl das wohl funktioniert hätte, die angekündigten straßenschäden sind sehr überschaubar. Die Beschilderung wechselt etwas später von „Tauernradweg“ zu „Drauradweg“, nun nicht mehr mit der Bezeichnung R7, sondern R1. Nach dem steilen Stück führt der Weg ganz sanft bergab auf guten Radwegen das Drautal entlang,. Ich wusste nicht, dass es in den Alpen so lange flache Strecken gibt. Über den heftigen Gegenwind schweige ich lieber…

Spittal an der Drau – Tarvisio

80 km, 476 m bergauf

Tarvisio
Eine von vielen Fischtreppen

Heute ist zum ersten Mal schlechtes Wetter angesagt und ich möchte eigentlich nicht sehr weit fahren. Es werden dann doch 80 km, dafür habe ich nun schon die wesentlichen Steigungen hinter mir. Die Strecke geht zunächst sanft bergab weiter das Drautal entlang, dann ebenso sanft bergauf das Gailtal entlang. Die Beschilderung wechselt von R1 (Drautalradweg) zu R3 und dann R3c (Gailtal Radweg). Dann wird der Anstieg etwas stärker, aber er hat nichts mit dem von gestern zu tun. Die Strecke lässt sich durchweg ohne allzu große Anstrengung fahren.

Tarvisio – Udine

108 km, etwas weniger, wenn man schön auf der richtigen Strecke bleibt.

Bis auf einen kleinen Anstieg ganz am Anfang führt die Strecke jetzt langsam aber sicher bergab. Und: der Radweg bekommt plötzlich Bahnhöfe und Tunnel. Es handelt sich offensichtlich um eine alte Eisenbahnstrecke die zum Fahrradweg umgebaut wurde. Klar, dass es da keine großen Steigungen geben kann. Die Strecke ist an sich wunderschön, zwischen Alpen hindurch, immer in der Nähe eines leicht türkisfarbenen Flusses. Das einzige störende sind die Autobahn und die Straße im gleichen Tal.

In Chania dann ist die Bahnstrecke vorbei. Der Radweg geht aber mit kleinen Unterbrechungen in guter Qualität weiter. Dafür kommt man jetzt gelegentlich durch sehr malerische italienische Kleinstädte.

Von Udine sehe ich leider nicht mehr viel. Als ich endlich in meinem Hotel ankomme bin ich schlicht zu geschafft, um gleich wieder raus zu gehen.

Udine – Grado

54 km, flach

Sehr viel gibt es über diesen Abschnitt eigentlich nicht zu sagen. Die Alpen liegen jetzt hinter mir, der Radweg ist nach wie vor gut und der Abschnitt flach.

Bemerkenswert ist die kleine Stadt Palmanova, die offenbar Ende des 16 Jahrhunderts als Festungsstadt angelegt wurde. Die gesamte Anlage ist immer noch sehenswert und guten Kaffee gibt es auch.

Grado scheint eine nicht besonders spannende Touristeninsel zu sein, es gibt einen langen Sandstrand, der momentan ganz leer ist (aber das Wetter ist auch schlecht), der aber, nach der Anzahl der Sonnenschirmständer zu urteilen, im Sommer komplett überfüllt sein dürfte.. Irgendwo gibt es ein bisschen Altstadt und überall hört man deutsch.

Ab Mai gibt es einen Fahrradshuttle zurück nach Udine. Noch fährt der nicht. Ist aber kein Problem, der nächste Bahnhof ist bloß knapp 20 km entfernt und die Züge nach Udine nehmen problemlos Räder mit.

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