Prag – Budapest-Belgrad 2015

Quelle: OpenStreetMaps
Quelle: OpenStreetMaps

Im September 2015 fahren mit zu zweit dem Rad von Prag (bis dorthin sind wir einige Jahre vorher schon gekommen)  nach Belgrad. Zwischen Prag und Belgrad habe ich vorab eine Strecke auf kleinen Straßen herausgesucht und in Osmand importiert, danach geht es auf dem prima ausgeschilderten Donauradweg weiter.

29.8.2015 Uvaly – Kolin

46 km ( +3,6 km zum Bahnhof)

Sonne, 30 °C

Die Fahrt beginnt morgens in Berlin. Wir laden unsere Räder in den ziemlich voll besetzten Zug nach Prag. Theoretisch müssten wir in Dresden aussteigen und zwei Stunden warten, weil ab Dresden die wenigen Fahrradplätze ausgebucht sind. Und das, obwohl wir uns schon einen Monat vorher um die Karten bemüht haben. Wir beschließen, im Zug zu bleiben. In Dresden gehe ich zum Fahrradabteil und dirigiere gemeinsam mit einen anderen Reisenden einsteigende Räder mit gebuchten Plätzen hin und her. Am Ende stehen alle Räder im Abteil und kein einziges auf seinem gebuchten Platz. Alles klar, ich bin zufrieden, alle anderen auch, wir fahren weiter und gehen im Bordrestaurant essen.

Da wir keine Lust auf die Straßen aus Prag heraus haben, nehmen wir für vielleicht 20 km einen Vorortzug nach Uvaly, dann geht es mit dem Rad weiter. Die Navigation per osmand funktioniert prima und die kleinen Straßen, die ich zu Hause herausgesucht habe, sind sogar hübscher als gedacht. Über lange Strecken fahren wir durch sanfte Hügellandschaften, sehr oft auf Alleen aus Apfelbäumen.

Unser Ziel für den heutigen Tag, Kolin, sieht von weitem langweilig aus: Plattenbau an Plattenbau. Der Eindruck ändert sich aus der Nähe, es gibt einen alten, eindrucksvollen, sehr schönen Marktplatz und ein Rathaus aus dem 15. Jahrhundert.

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30.8.2015 Kolin -Zdar nad Sazavou

102 km inclusive Verfahren, über Žleby und Chotebor, 30 °C, Sonne, Sonne, Sonne

Übernachtung: Pension v Kapel, in einer alten Kapelle, sehr hübsch eingerichtet freistehender Badewanne im Zimmer, sehr zu empfehlen

Die ersten 30 km sind flach, der Weg führt manchmal am Wasser entlang, ansonsten zwischen Feldern hindurch. Zur ersten Pause folgt die erste Steigung: Um an unsere Limonade zu kommen, müssen wir nach Žleby hinunter, zum Berg mit einem Schloss hinauf und später zurück.

Wir haben für Tschechien keinen Reiseführer dabei. Das bedeutet: die Landschaft und jede Sehenswürdigkeit kommt als Überraschung. Wie eben Das Schloss in Žleby und wie auch die Steigungen, die danach kommen. Nicht sehr steil, Aber endlos. Gern in der Sonne und heute bei mehr als 30 Grad im Schatten.

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Es bleibt übrigens dabei, dass die Alleen hier deutlich interessanter sind als zu Hause. Sie bestehen aus Birnen, Apfel, Mirabellen, Pflaumen und Kirschbäumen. Und gerade jetzt ist das Obst reif.

Unsere Pension ist in einer ehemaligen Kapelle, mitten in einer Klosteranlage.

31.8.2015 Zdar nad Sazavou- Brno

77 km, Ca. 35 Grad, Sonne

Es geht weiter mit den Steigungen. Am Vormittag kommen wir ganz gut voran, die Berge kriegen wir noch hin, die Landschaft ist abwechslungsreich, nur die Strecke, bis wir in Strisow auf ein Café treffen, ist sehr lang – die kleinen Orte auf dem Weg haben meistens keine Dorfgaststätte (schwerer Fehler).

Nach der Pause und dem mittäglichen Eisbecher wird es dann aber doch unerträglich heiß, die Steigungen lassen nicht nach und zeitweise gibt es ziemlich viel Verkehr. Wir halten alle paar km an, weil wir sehr erschöpft sind.

Gegen halb 5 dann kommen wir endlich in Brno an: lebendige Stadt, knapp 400.000 Einwohner, auffällig viele junge Leute – Brno ist Universitätsstadt. Außerdem eine ehemalige Festung, viele Kirchen und Stuckfassaden.

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1.9.2015 Brno -Hodonin

65 km, 35 Grad , Sonne

Eigentlich haben wir uns heute die Strecke bis Senica, ca. 90 km vorgenommen. Aber es ist einfach zu heiß. Um 13 Uhr machen wir eine Mittagspause, gefolgt von einem Radler und einem Eisbecher. Dann geben wir auf und mieten uns kurz vor der slowakischen Grenze in einem Hotel mit sozialistischem Charme ein.

2.9.2015 Hodonin -Nitra

126 km, etwas bewölkt, dann Sonne, ca. 25°C

Unser sozialistisches Hotel hat den Vorteil relativ früher Frühstückszeiten, wir sind wir früh unterwegs. Das Wetter ist deutlich angenehmer, zwar windig, aber oft genug kommt der Wind von hinten. Zum Ausgleich erwischen wir nicht immer den richtigen Weg: Zweimal lässt uns das Navi im Stich. Es will uns durch einen Bach und über einen Zaun schicken. Wir weigern uns und fahren stattdessen Umwege.

Dann verpassen wir noch einen Abzweig. Statt auf einem vermutlich sehr bergigen Waldweg durch die kleinen Karpaten fahren wir auf einer größeren Straße durch die Berge. Das erspart uns zweifellos einen Teil der Steigungen und schlechte Wege, dafür haben wir es mit unendlich vielen LKWs zu tun, die uns auf der recht schmalen Fahrbahn in Irrsinnstempo überholen. Die meisten in sinnvollem Abstand, aber es gibt Ausnahmen.

Nachmittags kommen wir in Nitra an, einer Stadt mit knapp 80.000 Einwohnern, einer Burg und einigen bedeutenden Kirchen. Im Übrigen Eine Stadt, von der ich zuvor noch nie gehört hatte.

Übernachtung: City Hotel Nitra, schönes, modernes Zimmer, am autofreien Hauptplatz gelegen, Bad mit Glaswand.

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3.9.2015 Nitra – Sturovo

96 km, Sonne, kurz Regen, um 27 Grad

Der größte Teil der Strecke ist flach, und führt auf wenig befahrenen Straßen entlang. Ein kurzer Abschnitt auf einem sehr schlechten Feldweg bringt uns dazu, bei nächster Gelegenheit einen Umweg über die Landstraße zu machen.

Sturovo liegt gerade noch in der Slowakei, gegenüber von Esztergom mit seinem sehr beeindruckenden Dom. Den sehen wir am Nachmittag noch an, danach ein Spaziergang über die Donaubrücke. Wir beobachten, wie an der Grenze wieder kontrolliert wird, der erste Hinweis darauf, dass wir nah an der aktuellen Flüchtlingsroute sind: jeder Kleinbus oder Laster wird offenbar nach Flüchtlingen durchsucht. PKW und Fußgänger kommen ohne Kontrolle durch.

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4.9.2015 Starovo – Budapest

85 km, morgens bewölkt, dann Sonne

Ich hatte für die Strecke bis Budapest eine „Abkürzung“ herausgesucht, allerdings möglicherweise eine recht bergige. Wir entscheiden uns stattdessen für dem eigentlichen Radweg an der Donau entlang. Hübsch, relativ abwechslungsreich mit Abschnitten in natürlichen Wäldern und an Donaustränden. Das Wasser wirkt wunderschön klar, dennoch ist es mir heute zu aufwändig, unterwegs baden zu gehen. Vielleicht klappt es in den nächsten Tagen noch, falls das Wasser hinter Budapest noch in Ordnung ist. Unangenehm ist die lange Fahrt in die Stadt hinein: sehr viel Verkehr, Radwege sind Glückssache.

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5.9.2015 Budapest

Keine Radtour heute, stattdessen: Im Thermalbad gewesen (Gellert, Anfang 20. Jahrhundert, viele Mosaiken, sehr schön) Auf den Burghügel gegangen, das örtliche historische Museum angesehen, weil es dort ein Klo gibt, das ich gerade brauchte. Mittelmäßige Nudeln in einer Touristenkaschemme gegessen, ausgeruht, verschiedene Versuche gestartet, teuer zu Abend zu essen, weil die Restaurants voll waren, dann aber in einer Kneipe Kleinigkeiten zu uns genommen.

6.9.2015 Budapest – Dunaföldvar

105 km, Sonne und Wolken, windig

Den Weg aus Budapest heraus finden wir relativ einfach, dann geht es an einem Seitenarm der Donau entlang. Der Weg ist nun ganz flach, meistens gut ausgebaut, Ein paar Abschnitte auf Trampelpfaden gibt es aber auch noch.

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Am Nachmittag stellt es sich als einigermaßen schwierig heraus, ein Zimmer zu finden: im Internet sind nur zwei Unterkünfte angegeben, in einer gibt es kein eigenes Bad zu den Zimmern. Mir egal, aber mein Begleiter will kein Bad teilen. Also dauert es Eine Weile, bis wir doch im Rosmarin landen. Eine kleine Pension, etwas museumsartig, mit Zimmern, die mit hübschen alten Möbeln vollgestellt sind und „Nostalgie“, Sozialismus“ und „Romantik“ heißen.

7.9.2015 Dunaföldvar- Baja

92 km, Sonne und Wolken, 20 Grad

Zum Frühstück schickt unser Wirt uns in das Gymnasium gegenüber, wo es im Kiosk am Eingang belegte Brötchen und Kaffee gibt. Eine Englisch-Lehrerin hilft ins bei der Bestellung, wir sehen zu, wie die Schüler*innen eintrudeln. Dann fahren wir wieder. Außer einer Straßenumfahrung durch Weinberge mit sehr schlechtem Weg gibt es keine Steigungen. Teile der in unserem Radreiseführer noch als unbefestigt angegebenem Weg sind zudem mittlerweile asphaltiert. Landschaftlich ist der Weg ganz schön, wenn so ein Flussradweg auch immer ein bisschen eintönig ist.

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Am Nachmittag sind wir dann im Baja. Hübsche Stadt, riesiger Marktplatz, die beiden Museen sind schon geschlossen, als wir ankommen.

Abendessen gibt es in einem sehr guten Fischrestaurant, Vendio an der Donau.

8.9.2015 Baja – Osijek

115 km, Sonne, Wolken, um 20 Grad

Unser Weg führt fast endlos lange auf einem Deich an der Donau entlang. Landschaftlich ganz hübsch, auf der Donauseite liegt ein Nationalpark, der offenbar als Überschwemmungsgebiet dient. Der Weg ist sehr gut ausgebaut. Dennoch: nach einiger Zeit wünscht man sich fast die abwechslungsreicheren Berge zurück.

Gegen Mittag überqueren wir die Grenze nach Kroatien. Relativ unkompliziert, LKWs müssen allerdings länger warten.

Wieder gibt es Nun eine neue Währung, die Vierte auf dieser Reise. Die verschiedenen Scheine sammeln sich langsam an.

Kurz vor 5 erreichen wir schließlich Osijek, die größte Stadt Slawoniens. Bislang wusste ich nicht einmal, dass ein solcher Landesteil existiert.

Es gibt viele alte, imposante Häuser mit viel Stuck. Gründerzeitliche Häuser vielleicht? Oder schon ältere? Einiges zerfällt, an manchen Häusern sind Einschusslöcher aus dem Bürgerkrieg zu sehen. Teile der Stadt sind aber auch frisch hergerichtet, es gibt schöne Parks, neue Brücken, gemütliche Plätze.

9.9.2015 Osijek – Ilok

91 km, Sonne, ca. 23 °C

Einschusslöcher sehen wir im Laufe des Tages noch mehr, in Osijek, in den darauf folgenden Orten und insbesondere in Vukovar, wo wir nachmittags Kaffee trinken. Hier hat man einen im Bürgerkrieg zerschossenen Wasserturm als Mahnmal stehen lassen. Daneben gibt es doch tatsächlich einen Souvenirshop, in dem man kleine kaputte Wassertürme kaufen kann.

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Unser Weg führt heute die ganze Zeit Auf Straßen entlang, teilweise auf zu großen Straßen, auf denen Laster an uns vorbeirauschen. Manchmal mit ordentlichem Abstand, wenn das Aber gerade nicht passt, auch mal millimetergenau.

Ende Der Fahrt heute ist in Ilok, die letzte Stadt vor der serbischen Grenze. Der Ort ist erstaunlich: schön hergerichteter Park, imposantes Museum in einem Schloss über der Donau, großes, schönes Hotel mit riesigem Restaurant. Und dann: in Der Innenstadt fast nur leerstehendes Häuser und Läden, Zerfall wohin man schaut.

10.9.3015 Ilok-Novi Sad

52 km, strömender Regen

Die Idee für den heutigen Tag: Nicht so weit fahren, dann noch genug Zeit für Novi Sad haben. Die Realität: Es regnet und regnet. Morgens überqueren wir die Grenze nach Serbien (schnell und unkompliziert) fahren ein Stück auf einer Hauptstraße mit viel Verkehr und Seen in den Spurrillen, dann weiter auf einem Deich ohne asphaltierte Straße.

Dann habe ich einen Platten. Es ist eiskalt und schüttet. Wir schieben bis zum nächsten Ort, unter der Dusche lässt sich ein Fahrrad schließlich auch nicht reparieren. An einer Bushaltestelle flicke ich das Rad. Ich erfriere fast. Als wir gegen Mittag in Novi Sad ankommen, ist unser Zimmer noch nicht fertig. Wir essen also erst einmal zu Mittag. Übrigens sehr gut und direkt in unserem Hotel Veliki. Dann duschen, ausruhen, ein Museum (Wojvodina Museum).

Übernachtung: Hotel Veliki, wir habe ein sehr hübsches kleines Apartment, und auch das zugehörige Restaurant ist sehr gut.

11.9.2015 Novi Sad – Belgrad

97 km, etwas Nieselregen, bewölkt

Hinter Novi Sad geht es zunächst über den Berg, ein lang anhaltender Anstieg, im Straßenverkehr. Erst nachdem die Steigung geschafft ist, wird auch die Straße, auf der wir fahren, kleiner.

In einem Dorf halten wir an und picknicken auf einer Bank am Wegesrand. Dann wollen wir im örtlichen Restaurant eigentlich nur noch eine Kleinigkeit. Die stellt sich aber doch als ziemlich groß heraus: meine Fischsuppe kommt in einem riesigen Topf, der an einem Haken über einem Spiritusfeuer hängt.

Vor Belgrad wird das Radfahren noch einmal ziemlich anstrengend, der Weg führt lange auf einer engen Straße durch sehr viel Verkehr. In die Stadt hinein geht es dann aber auf einem Radweg an der Save entlang.

Erster Eindruck von Belgrad: Schöne alte Gebäude im Überfluss in einer sehr lebendigen und auch ziemlich schicken Innenstadt, das Leben pulsiert. Es gibt ein kleines, aber sehenswertes Museum für moderne Kunst, eine beeindruckende Festung und sehr viele Cafés und Restaurants.

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