Potosi – Betanzos, 47 km, 300 Hm bergauf, vielmehr bergab
Wie schon die Fahrt zum Hotel ist auch die Fahrt aus der Stadt heraus eine Katastrophe. Die engen Einbahnstraßen navigiert die App ganz gut, aber der Verkehr! Die dicken, schwarzen Abgaswolken! Ja, das gibt es woanders auch, aber in mehr als 4000 m Höhe japse ich sowieso schon nach Sauerstoff. Und so steil wie hier sind die Straßen auch nicht überall.
Hinter der Stadt wird es langsam besser, außerdem führt die kurze Strecke heute vor allem bergab. Gegen Mittag bin ich in Betanzos und finde tatsächlich eine nette Unterkunft – ziemlich neu, sauber, umgerechnet 6 Euro pro Nacht.
Betanzos selbst ist eine eher langweiligen Provinzhauptstadt. Es gibt eine hübsche Kirche und einen Markt, aber damit scheint man dann auch alles gesehen zu haben. Beim zweiten Gang durch die Stadt erscheint sie dann eher trostlos.




Betanzos – Puente Antonio Jose Sucre
65 km, 746 Hm
Weiterhin geht es vor allem bergab – mit deutlich nennenswerten Ausnahmen. Und zumindest heute macht sich das auch in der Temperatur bemerkbar: es ist heiß, Anstiege in der Sonne sind definitiv kein Spaß.
In Millares esse ich zu Mittag. Es gibt hier an den meisten Orten Comedores, also günstige Restaurants, in denen man eine Suppe und Hauptgericht für umgerechnet unter zwei Euro bekommt, viel günstiger als in Restaurants, die auf Touristen ausgerichtet sind. Abwechslungsreich ist das Essen nicht – die Optionen scheinen überall identisch zu sein. Aber die Schnitzelqualität ist OK und satt wird man definitiv. Ein Risiko für Lebensmittelvergiftung ist natürlich immer dabei.
Einen Anstieg später erreiche ich die Brücke „Antonio Jose Sucre“. Es handelt sich um eine Hängebrücke, die beeindruckend zwischen zwei Forts über den Fluss Pilcomayo führt – und die heute vollkommen funktionslos ist. Nicht nur, dass sie anscheinend mitten im Nirgendwo gelegen ist, sie ist nicht einmal mit dem Fahrrad von beiden Seiten erreichbar. Zwar führt von der Hauptstraße aus ein Weg hinunter zur Brücke, aber für alle außer Fußgänger hat ein Erdrutsch den Weg unpassierbar gemacht, man muss außen herum über eine neuere Brücke fahren. Genau das tue ich – ioverlander empfiehlt den gegenüberliegenden Turm als Zeltplatz.
Außer mir ist bereits ein französisches Paar mit Camper da, außerdem eine ganze Reihe wilder Hunde. Es ist laut, nebenan wird Kies ausgebaggert, aber wir hoffen, dass der Lärm nachts aufhört – leider behalten wir nur teilweise Recht, die ganze Nacht über sind immer Mal wieder Motoren zu hören.
Schlimmer aber: das nette französische Paar lädt mit zum Abendessen ein. Einer der Hunde ist entweder frustriert, dass die Einladung nur für mich gilt oder findet einfach mein Zelt toll – jedenfalls zerfetzt er in der Zeit die ich weg bin, gute Teile meines Vorzelts und beißt gleich mehrere Leinen durch. Und dann steht er da, wedelt intensiv mit dem Schwanz und benimmt sich, als wolle er gelobt werden…






Puente Sucre – Sucre
45 km, 1250 Hm, aber die letzte paar hundert davon fahre ich Bus.
Was soll ich sagen, die Landschaft ist gewohnt hübsch, die Höhenmeter führen aber heute mehr bergauf als bergab. Nach den katastrophalen Abgasen in Potosi habe ich aber ohnehin nicht die geringste Lust, mit dem Rad in eine bolivianische Großstadt hinein zu fahren. Also geht es bis Yolata, ich esse zu Mittag und mache mich auf die Suche nach einem Bus. Eine ältere Frau, die an der Straße Empanadas verkauft, hilft. Einige Minibusse fahren an mir vorbei, bis endlich einer anhält. Der Fahrer klettert aufs Dach, lässt sich das Rad hochgeben, legt es auf den Dachgepäckträger ohne es sonderlich zu sichern, ich quetsche mich mit Gapäck in den schon überfüllten Bus und los geht es.
Etwas später bin ich in Sucre, der offiziellen Hauptstadt (aber nicht Regierungssitz!) von Bolivien und muss überlegen, wie es weitergeht mit meinem kaputten Zelt.
Sucre ist erst einmal überraschend hübsch – weiße Gebäude (wie ich später erfahre ist die weiße Farbe im Zentrum vorgeschrieben), koloniale Kirchen, deutlich weniger chaotisch und voll als andere Städte. Auch mein Hostal ist sehr schön.





Sucre
Ursprünglich möchte ich nur zwei Nächte bleiben, letztlich werden es 8. Ich melde mich zu einem Spanischkurs in einer der hier relativ zahlreichen Schulen an – meine heißt “ me gusta“, und ist durchaus empfehlenswert.
Was mein kaputtes Zelt betrifft, dauert alles länger als gedacht . Zuerst versuche ich ein neues zu kaufen, was sich als erstaunlich schwierig erweist. In Uyuni wurden ein paar auf dem Markt verkauft, hier nicht. Schließlich finde ich eins für umgerechnet 15 Euro. Klar, dass ich dem nicht traue. Die Zeltstangen sind anscheinend aus Kunststoff und ein paar Millimeter dick, die Heringe sehen eher aus wie Nadeln und ein Innenzelt gibt es natürlich nicht. Aber immerhin kann ich den Stoff nutzen, um das alte Zelt zu reparieren. Auf einem Markt finde ich Stände, an denen Kleidung repariert wird. Mein Zelt kommt unter eine der Nähmaschinen. Ob es wieder funktioniert? – muss ich wohl ausprobieren.