Fahrrad mitnehmen
…oder mieten
Meistens stellt sich die Frage gar nicht, wenn es um Radtouren geht, die woanders beginnen als sie enden. Es gibt schlicht keine Alternative zum eigenen Rad. Hier ist es anders, die Carretera Austral ist so bekannt und typisch, dass sich mindestens zwei Anbieter auf die Tour spezialisiert haben: Cicloturismo Patagonia in Cohaique und Austral Bikes in Puerto Vargas verleihen Mountainbikes mit Fahrradtaschen für die Carretera Austral, holen die Räder am Ende zurück und bringen auch Rucksäcke zum Zielort. Außerdem organisieren sie begleitete Touren. Ich hatte zwar mein Rad dabei, habe aber Leute von beiden Anbietern getroffen, außerdem Radfahrer mit Leihrädern. Erstere waren super nett und hilfsbereit, letztere zufrieden. Der Spaß ist nicht billig, für die Carretera Austral aber eine echte Alternative.
Auch in Puerto Montt ein Rad zu kaufen, ist möglich.
Highlights
Die Marmorkathedrale in Puerto Rio Tranquillo. Aber die anderen Nationalparks unterwegs – Pumalin mit dem Chaiten-Vulkan und einer Reihe Wanderwege und Queulat Nationalpark mit dem Ventisquero Colgante sind auch klasse.



Unterkunft
Hostels, Hospedajes, Zelt…
In Patagonien regnet es sehr viel und je weiter man nach Süden kommt, desto windiger wird es. Wer nur zeltet, hat Schwierigkeiten, seine Sachen trocken zu halten. Ein Zelt zu haben ist aber sinnvoll. Wild campen ist an vielen Stellen schwierig (Zäune neben der Straße), aber es gibt jede Menge Campingplätze, oft auf Bauernhöfen. Viele davon haben überdachte Plätze fürs Zelt und/oder liegen windgeschützt. Ein sturmsicheres Zelt braucht es also nicht.

Sprache
Irgendwie geht es ja immer mit Händen und Füßen und deepl oder Google translate…aber mit allzu viel Englischkenntnissen sollte man bei Chilen*innen nicht rechnen. Besser kommt zurecht, wer ein bisschen Spanisch kann, wobei die chilenische Variante nicht ganz einfach zu verstehen ist.
Sim-card
Stand März 2025: uff.
Ich konnte Ende Januar 2025 auch mit vielem Suchen keine chilenische e-sim kaufen. Mit einer klassischen Karte und der Hilfe eines Ladens hat es aber geklappt. Über die Netzabdeckung konnte ich mich bei meinem Anbieter Entel auch nicht beschweren.
Einen Catch gab es aber doch: kurz vor Ende meine ersten Monats in Chile stellte ich fest, dass man das Handy mit seiner imei- Nummer und allen möglichen persönlichen Daten registrieren muss, ansonsten wird es nach 30 Tagen gesperrt. Das Anmelden geht zum Beispiel hier: Dekra
Aber es kommt schlimmer: meine Tochter kam Anfang März nach Santiago und zu diesem Zeitpunkt ist es uns gar nicht mehr gelungen, eine chilenische Sim zu aktivieren. Ohne chilenische Personennummer ging nichts mehr. Beim etwa 4. Versuch hat der Mitarbeiter eines Ladens die SIM mit seinen eigenen Daten angemeldet…aber das kann man ja nicht erwarten.
Ich vermute, dass das Problem bald gelöst wird, aber momentan macht es vermutlich am meisten Sinn, eine internationale e-sim, z.B. Holafly o.ä. zu kaufen.
Wie anstrengend ist es?
Ja.
Asphalt? Schotter?
Bis Cerro Castillo fast überall guter Asphalt/Beton (Ausnahme: Pumalin- Nationalpark). Danach Schotter, Wellblech.
Wie entsteht Wellblechpiste?
Jede/r, der es nicht schon weiß, stellt sich diese Frage irgendwann auf der Carretera Austral.
Wikipedia sagt dazu folgendes: „Die Entstehung von Wellblechpisten lässt sich auf die schrittweise fortschreitende Deformation des Bodens zurückführen. Jedes Fahrzeug, das über die unbefestigte Straße fährt, hinterlässt aufgrund kleiner Unebenheiten im Granulat eine Delle. Diese Delle wirkt wie eine kleine Rampe, die nachfolgende Räder nach oben beschleunigt, bevor sie mit Wucht in der Granulatschicht landen. Dieser Vorgang wiederholt sich ständig und führt dazu, dass sich die anfänglich kleine Vertiefung allmählich vertieft und vervielfältigt, sodass sie schließlich den gesamten Bereich der Straße überzieht.“
Wie kommt man aus Villa o’Higgins weiter?
- Trampelpfad und zwei Fähren nach Chalten in Argentinien, von dort per Bus weiter zum Flughafen der Wahl (oder wohin man halt möchte). Ich habe den Weg nicht genommen, aber es gibt einige Beschreibungen im Internet. Wichtig: ausreichend Zeit einplanen, die Fähren fahren bei schlechtem Wetter nicht.
- Zurück nach Cohaique/Balmaceda, von dort mit dem Flieger weiter. Wer nicht nochmal mit dem Rad übers Wellblech fahren will, kommt wahrscheinlich mit dem Bus hin. Allerdings: je weiter man im Süden ist, desto kleiner und seltener werden die Busse. Man kann nicht sicher sein, mit Fahrrad mitzukommen und man zahlt auch relativ deutliche zusätzliche Gebühren. Ab Cochrane nach Norden muss man zwar noch umsteigen, hat aber ziemlich gute Chancen, dass alles klappt. Hier fahren normale Reisebusse von zwei verschiedenen Firmen – „Sao Paulo“ hat die etwas größeren Gepäckfächer.
- Fähre von Caleta Tortel oder Caleta Yungay nach Puerto Natales. Man kommt also nicht ganz nach Villa o’Higgins oder fährt eben ein Stück zurück. Die Fähre hat keine Kabinen, aber Liegesitze und fährt in etwa 40 Stunden durch die Fjorde nach Puerto Natales. Von dort (nach Besuch des Nationalparks Torres del Paine) kommt man mit dem Flieger zurück oder mit einem beliebigen Verkehrsmittel weiter. Das war meine Variante. Die Fahrt lohnt sich definitiv! Je nach Saison sollte man aber auch als Fußgänger /Radfahrer rechtzeitig buchen.
- Viele planen von Anfang an nur die Strecke bis Cohaique. Dort gibt es einen nahen Flughafen.
Wieviel Zeit einplanen?
Kommt natürlich drauf an. Aus der kleinen, unrepräsentativen Gruppe, mit der ich in Kontakt war, kam das erste Foto aus Villa o’Higgins nach 14 Tagen (Superman!), das letzte nach 29 Tagen. Wichtig ist aber, mehr Zeit einzuplanen, als man denkt, vor allem wenn man am Ende weiter über den Trampelpfad nach Chalten will. Dieser Weg enthält zwei Fähren, von denen eine bei schlechtem Wetter nicht fährt. Ich selbst habe es nicht probiert, aber als ich ans Ende meiner Tour kam, steckte gerade eine Reihe von Radfahrern in Villa o’Higgins fest.
Aber auch diejenigen, die andere Wege nehmen, sollten Zeit für die Nationalparks und für Unvorhergesehenes einplanen.
Allein? Als Frau allein?
Ja, klar.
Selbst der südliche Teil des Wegs ist weniger abgelegen, als es den Anschein hat. Zwar gibt es dort kaum Dörfer, aber doch einige einzelne Höfe. Auch Autos fahren noch einige die Strecke entlang.
Hunde und andere Haustiere
laufen einem sehr viele über den Weg. Alle, die ich getroffen habe, wollten nur eins: rund um die Uhr gestreichelt werden. Probleme hatte ich keine.
