Von Puyuhuapi nach Cohaique

Puyuhuapi – Nationalpark

22 km und eine geringe Menge Höhenmeter

Es hört nicht auf zu regnen. Ich packe mich in Regensachen und alles, was nicht in den Ortlieb-Taschen steckt, (nicht viel) in Plastiktüten. Sachen trocken zu halten ist eine eigene Herausforderung.

Die heutige kurze Fahrt klingt anstrengend, OSMand behauptet, 600 Höhenmeter. Das stellt sich als Unfug heraus. Die Straße führt am Ufer entlang, mit ein bisschen Auf und Ab, aber überschaubarer Anstrengung. Einer der Campingplätze in der Nähe des Eingangs zum Queulat- Nationalpark vermietet auch Zimmer, ich nehme eins.

Der  Nationalpark ist heute geschlossen, ich spaziere trotzdem einmal in die Richtung. Unterwegs treffe ich eine andere Touristin, die mir sagt, dass man ein Stück neben dem Eingang über den Zaun klettern kann. Also los. Zahlen würde ich ja gern, aber den morgigen Tag noch abzwarten, ist mir doch zu viel. Der Zaun hat oben einen Stacheldraht, aber in einigen Stellen ist er über Felsen gebaut. Dort komme ich in der Tat ganz gut rüber. Dann spaziere ich weiter im Nationalpark hin zu einer großen Hängebrücke, von der aus man einen Blick auf den beeindruckenden rauschenden Fluss und den hängenden Gletscher hat, der die Hauptattraktion dieses Nationalparks ist. Ein bisschen merkwürdig komme ich mir natürlich schon vor: ich bin in diesem ganzen großen Park komplett allein. Für die größere Wanderung zu einem besseren Aussichtspunkt ist es auch schon zu spät. Auch die Bootsfahrten, die an anderen Tagen angeboten werden, gibt es heute natürlich nicht. Trotzdem, ein sehr schöner Spaziergang.

Der hängende Gletscher – ventisquero colgante

Queulat Nationalpark – Villa Amengual

67 km, zwischen 1000 (Google) und 1600 (OSMand) Höhenmeter – ich tippe auf die 1200 von Komoot

Ich hatte ja langsam auf besseres Wetter gehofft, fahre aber noch lange durch den Regen. Dazu kommt, dass der Hauptanstieg nicht asphaltiert ist. Zusammenfassend: es ist wie  die letzten Tage landschaftlich sehr schön, aber es ist auch ganz schön anstrengend. Außerdem bei der Abfahrt vom Pass herunter eisig kalt. Ich brauche dringend Handschuhe und stelle fest, dass die Fahrradhandschuhe patschnass sind. Fast bin ich froh, als es danach wieder bergauf geht.

Villa Amengual – Villa Mañihuales

58 km, 560 Hm

Hurra! Ich fahre los und es regnet nicht, den ganzen Tag nicht! Dazu ist die heutige Etappe auch nicht allzu anstrengend. Es geht wie immer auf und ab, aber es ist kein echter Berg im Weg. Leider ist auch so etwas wie ein Café, oder auch nur eine kleine Schutzhütte nicht im Weg. Deshalb fahre ich praktisch ohne Pause durch nach Villa Mañihuales – morgen muss es definitiv mehr Unterbrechung geben.

Unterwegs treffe ich andere Radfahrer, ein Paar aus Australien, dem ich schon zweimal über den Weg gelaufen bin und ein Paar aus den USA.  Alle vier sind sie „Full-time traveller“ seit mehreren Jahren unterwegs, das eine Paar hat seinen Haushalt ganz aufgegeben, das andere denkt darüber nach. Wozu eine Wohnung, wenn man doch ein Fahrrad hat…

Das heutige Ziel, Villa Mañihuales, ist deutlich größer als das letzte Dorf. Es gibt zahlreiche Unterkünfte, einen hübschen Fluss, ein paar Läden, die fast die Bezeichnung Supermarkt verdienen, ein Café mit mittelmäßigem Cappuccino und gutem Eis.

In meiner großen, günstigen und eigentlich ganz schönen Unterkunft bin ich heute tatsächlich allein. Gestern war es noch schwierig, überhaupt etwas zu finden.

Villa Mañihuales – Cohaique

90 km (bis zur Unterkunft) , 1250 Hm

Ein richtig schöner, sonniger Tag! Morgens noch eiskalt, später beinahe heiß.

Die Taleinschnitte scheinen tiefer und schluchtartiger zu werden, ein Wasserfall jagt den nächsten. Sehr schön und sehr anstrengend, vor allem auch weil der längste Anstieg fast am Ende der Tour liegt und sich dann noch einer zur Unterkunft anschließt.

Über das heutige Ziel sagt der Reiseführer „a cow town that kept growing“.  Es gibt zwar eine Fußgängerzone mit Geschäften und Restaurants, aber kaum ein Gebäude mit mehr als zwei Stockwerken. Trotzdem ist Cohaique wohl der letzte Ort auf der Carretera, wo man Geld aus dem Automaten bekommt und etwas anderes als Lebensmittel einkaufen kann. Dann wird es noch einsamer auf der Straße als bisher.

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