Coyhaique – Caleta Tortel

Coyhaique – El Blanco

35 km, 480 Hm

Die Strecke nach Villa Cerro Castillo ist ziemlich weit und allzu viele Orte liegen nicht auf dem Weg, deshalb ist die Tour heute ziemlich schnell zu Ende, in einem kleinen Dorf am Zusammenfluss zweier kleiner Flüsse, auf einem sehr schönen Campingplatz.

Auffällig ist, wie sich die Landschaft ändert: statt des kalten, aber sehr dichten Regenwalds gibt es plötzlich Felder, Wiesen, ein paar kleine Kiefernplantagen. Tatsächlich erfahre ich am Nachmittag, dass Siedler überall hier die Urwälder abgeholzt haben, sie sich aber je nach örtlichem Mikroklima sehr unterschiedlich erholt haben. Hier also: eher schlechter. Es ist schon auf ein paar hundert Meter Höhe relativ kalt und auch sehr windig.

El Blanco – Villa Cerro Castilla

62 km, 1067 Hm

Auch wenn die Strecke nicht so lang ist, anstrengend ist sie. Es geht über weite Strecken bergauf, nur zuletzt in Serpentinen bergab. Zur Steigung gesellt sich irgendwann Gegenwind und das Absurde: über eine weite Strecke habe ich den Eindruck, dass es schon bergab geht, obwohl sowohl die Anstrengung als auch der neben der Straße fließende Bach eindeutig das Gegenteil sagen. Das macht das Vorwärtskommen schon einigermaßen frustrierend.

Cerro Castillo ist ein Dorf wie auch die anderen in der Gegend, alle sind sie nicht sehr alt, alle haben sie keinen historischen Kern, weil sie schlicht nicht viel Geschichte haben. Sensationell ist allerdings die Landschaft rund um den Ort, spitze Gipfel, Gletscher. Die Gegend ist ein Wandergebiet, wenn auch ich nicht genug Zeit habe, um noch einen Wandertag einzuschieben.

Villa Cerro Castilla – ein Campingplatz unterwegs

38 km, anscheinend 750 Hm

Der Wetterbericht verspricht heute zwar keinen Regen, zeigt aber eine tiefrote Windfahne, für mich genau von vorn. Und so ist es dann auch: ich glaube, ich bin noch nie bei einem solchen Sturm Rad gefahren. Abwarten nützt nichts: dieser Sturm war bislang an jedem einzelnen Tag vorausgesagt, an dem ich den Wetterbericht für den südlichen Teil der Carretera Austral angesehen habe. Dazu kommt, dass nach etwa 15 km der befestigte Teil der Straße zu Ende ist. Von nun an rumple ich über Schotter und Waschbrettpiste.

Immer, wenn ein Auto vorbeifährt, bin ich in Staub gehüllt. Und weil gestern meine Sonnenbrille kaputt gegangen ist, kann ich die Augen nicht schützen, sie sind noch am Abend rot.

Der eine Campingplatz, der nach 38 km kommt, ist glücklicherweise ein bisschen windgeschützt, außerdem hat er ein Haus mit Aufenthaltsraum und ist sehr nett gelegen. Es handelt sich sich um einen funktionierenden Bauernhof, überall laufen Hühner, Gänse, Enten, Ziegen, Schafe und Hunde herum, alles sehr nett.

Nach Puerto Rio Tranquillo

Um 81 km, knapp über 800 Hm

Das Windproblem lässt spürbar nach, und nach einem Teil der Strecke wechsle ich auch die Richtung. Die Waschbrettstraße, die Steigungen und vor allem der Staub nach jedem vorbeifahrenden Auto bleiben aber. Es ist jetzt schon sehr, sehr anstrengend und ich brauche mit ein paar klei en Pausen wirklich den ganzen Tag bis nach Puerto Rio Tranquillo.

Der Ort wäre eigentlich ziemlich klein, wäre er nicht ein Touristenmagnet. Es gibt hier Marmorhöhlen, die mit kleinen Booten besucht werden können.

Ich bin aber zunächst damit beschäftigt, eine Unterkunft zu finden. Ich bin nicht die einzige. Menschen mit und ohne Rucksäcken und Fahrrädern ziehen durch die Straßen und fragen überall nach Unterkünften – die fast alle voll sind. Ich lande schließlich im teuersten Hotel des Ortes,anscheinend die einzige Option mit Ausnahme eines Campingplatzes.

Puerto Rio Tranquillo

Die Fahrt steckt mir am nächsten Morgen noch in den Knochen, außerdem muss ich mich schon wieder um eine Unterkunft kümmern, auch das teuerste Hotel kann mich nicht für zwei Nächte unterbringen.

Am späten Vormittag steige ich dann in eins der Touristenboote zu den Marmorhöhlen. Die lassen sich auch per Kayak besuchen, eigentlich schöner, aber so viel Sport brauche ich gerade nicht.

Vor dem Einstieg bekommen alle lange Regenumhänge, Schwimmwesten und die Information, dass es sich schon um Abenteuertourismus handelt. Außerdem, dass der Lago General Carrera ursprünglich Chelenko hieß, und dass das „stürmisch“ bedeutet. Wir spüren dann auch gleich warum. Die Fahrt durch freies Wasser hat viel von einer Achterbahnfahrt, ständig Kribbeln im Bauch, wenn das Boot wieder eine Welle herunterfällt. Später erfahren wir, dass der Hafen kurz nach unserer Ausfahrt geschlossen wurde.

Dann wird es ruhig die Marmorhöhlen liegen geschützt – und sie sind wirklich sehr beeindruckend. Das Boot kann gerade so in die meisten Höhlen hineinfahren, vorausgesetzt, alle sitzen still und lassen den hervorragenden Bootsführer vorsichtig rangieren.

Rio Tranquillo – Cochrane

Mit dem Bus!

Das Radfahren in den Tagen zuvor war anstrengend, aber eine längere Pause ist in meiner Zeitplanung kaum drin. Also entscheide ich mich, ein Stück Bus zu fahren, und dann einen Tag gar nichts zu tun.

Mit den Bussen ist das so, dass sie meistens Fahrräder mitnehmen. Der Busfahrer entscheidet und kassiert im Zweifel einen vermutlich selbst ausgedachten Betrag für den Transport. Ob man wirklich mitkommt und ob es reicht, das Vorderrad herauszunehmen, erfährt man erst kurz vor der Abfahrt. Ich habe jedenfalls schon einen Bus in Rio Tranquillo ankommen sehen, ausgebucht bis auf den letzten Platz und der Busfahrer hatte zu tun, normales Gepäck irgendwie im Gepäckfach unterzubringen. Ich habe also Bedenken, was mein Fahrrad betrifft. Und da sehe ich morgens vor meiner Unterkunft, die Lösung: ein Auto mit einer ganzen Reihe von Fahrradhalterungen. Ich frage also, ob sie nicht mein Rad mit nach Cochrane nehmen können. Und tatsächlich, es handelt sich um einen Fahrradverleih und Fahrrad-Reiseagentur. Sie organisieren geführte und ungeführte Touren entlang der Carretera Austral und ja, sie sind bereit, mein Rad mitzunehmen. Und sie wollen dafür noch nicht einmal bezahlt werden. Da sie mit einer geführten Tour unterwegs sind, brauchen sie für die Strecke 2 Tage aber das passt ja zu meinem Wunsch nach Pause. Supernette und hilfsbereit also, die Jungs von Cicloturismo Patagonia. Mein Rad wird verladen, ein paar Sachen müssen dazu angeschraubt werden und es fährt erstmal ohne mich los.

Ich warte dann mal auf den Bus. Er soll um 12:30 fahren, die Rucksäcke sammeln sich an der Haltestelle. Gegen 13 Uhr hat jemand telefoniert. Der Bus ist liegengeblieben. So gegen 16 Uhr könnte es was werden. Man lernt langsam die anderen Wartenden kennen, ich treffe zwei Bekannte aus den ersten Tagen der Reise wieder, das Haltestellencafé macht gute Geschäfte. Um 17 Uhr kommt er dann tatsächlich, der Bus und bringt uns in den nächsten 3 Stunden unfallfrei nach Cochrane. Dort wartet schon Andrea auf mich, meine Airbnb Wirtin. Sie holt mich nicht nur mit ihrem Auto vom Busbahnhof ab, sondern versorgt mich auch gleich noch mit Abendessen und Gesellschaft.

Cochrane – ein Campingplatz unterwegs

71 km, um 900 Hm und jede Menge Waschbrettpiste

Die ersten paar km der Strecke sind tatsächlich asphaltiert! Anscheinend durch die Stadtverwaltung von Cochrane, und ich liebe sie dafür! Lange währt das Glück leider aber nicht, dann geht es wieder auf Wellblechschotter weiter. Der Anfang ist landschaftlich super, der Himmel ist blau, allzu viel Wind ist auch nicht.

Unterwegs gibt es sogar so etwas wie ein kleines Café, eine alte Frau, die Kaffee, Tee, Kakao zu Brötchen mit ihrer selbstgemachten Marmelade und Käse anbietet, wenn man sich denn den Weg zwischen ihren Ziegen hindurch zu dem kleinen Häuschen gebahnt hat.

Nach der Pause wird das Wetter dann leider schlechter und irgendwann ist er wieder da, den patagonischen Dauerregen. Der Campingplatz, an dem ich mein Zelt aufschlage, hat zum Glück Unterstände für die Zelte – bushaltestellenförmige Wellblechkonstruktionen, nicht schön, aber soso praktisch, wenn man nicht möchte, das das Zelt wie der restliche Platz über Nacht im Schlamm versinkt!

Nach Caleta Tortel

58 km, Waschbrett und sonstiges Ripio

Überraschend wird mein Zeltunterstand in der Nacht nicht überschwemmt – trockenen Fußes zum Bad zu kommen wird aber im Laufe der Nacht immer schwieriger. Morgens suche ich mir ein kleines regenfreies Zeitfenster und fahre los, weiter über holpriges Ripio. Es ist nun schon einsamer als auf den ersten paar hundert km. Dennoch, überall unterwegs gibt es Höfe mit ein paar Tieren, zwar keine Dörfer aber einzelne Häuser und Menschen findet man überall.

Gegen Mittag ein kleiner Laden, eine Frau verkauft Andenken, selbst gestrickte Mützen und Pullover, Marmelade. Daneben ist gleich eine ganze Touristengruppe angekommen, denen vorgeführt wird, wie früher Holz in Flößen den Rio Baker heruntertransportiert wurde. „Früher“ ist dabei gerade etwas mehr als zwanzig Jahre her,  erst da würde die Carretera Austral gebaut und erst seitdem gibt es überhaupt eine Transportalternative zum Fluss.

Am Nachmittag dann komme ich in Caleta Tortel an, meiner letzten Station auf dem Rad.

Caleta Tortel ist ein Ort aus Treppen und Holzbohlenwegen, nur der obere Teil hat Zugang zu einer Straße. Es gibt zwei kurze Wanderwege, außerdem werden Bootstouren angeboten.  Touristisch, aber überschaubar.

Einen der Wanderwege probiere ich aus, über den Cerro Tortel. Schöner Weg, super Aussicht, allerdings bin ich die halbe Zeit damit beschäftigt, nicht zu tief in den Morast zu waten, die andere Hälfte versuche ich (erfolglos), nicht von den Moskitos aufgegessen zu werden.

Von Puyuhuapi nach Cohaique

Puyuhuapi – Nationalpark

22 km und eine geringe Menge Höhenmeter

Es hört nicht auf zu regnen. Ich packe mich in Regensachen und alles, was nicht in den Ortlieb-Taschen steckt, (nicht viel) in Plastiktüten. Sachen trocken zu halten ist eine eigene Herausforderung.

Die heutige kurze Fahrt klingt anstrengend, OSMand behauptet, 600 Höhenmeter. Das stellt sich als Unfug heraus. Die Straße führt am Ufer entlang, mit ein bisschen Auf und Ab, aber überschaubarer Anstrengung. Einer der Campingplätze in der Nähe des Eingangs zum Queulat- Nationalpark vermietet auch Zimmer, ich nehme eins.

Der  Nationalpark ist heute geschlossen, ich spaziere trotzdem einmal in die Richtung. Unterwegs treffe ich eine andere Touristin, die mir sagt, dass man ein Stück neben dem Eingang über den Zaun klettern kann. Also los. Zahlen würde ich ja gern, aber den morgigen Tag noch abzwarten, ist mir doch zu viel. Der Zaun hat oben einen Stacheldraht, aber in einigen Stellen ist er über Felsen gebaut. Dort komme ich in der Tat ganz gut rüber. Dann spaziere ich weiter im Nationalpark hin zu einer großen Hängebrücke, von der aus man einen Blick auf den beeindruckenden rauschenden Fluss und den hängenden Gletscher hat, der die Hauptattraktion dieses Nationalparks ist. Ein bisschen merkwürdig komme ich mir natürlich schon vor: ich bin in diesem ganzen großen Park komplett allein. Für die größere Wanderung zu einem besseren Aussichtspunkt ist es auch schon zu spät. Auch die Bootsfahrten, die an anderen Tagen angeboten werden, gibt es heute natürlich nicht. Trotzdem, ein sehr schöner Spaziergang.

Der hängende Gletscher – ventisquero colgante

Queulat Nationalpark – Villa Amengual

67 km, zwischen 1000 (Google) und 1600 (OSMand) Höhenmeter – ich tippe auf die 1200 von Komoot

Ich hatte ja langsam auf besseres Wetter gehofft, fahre aber noch lange durch den Regen. Dazu kommt, dass der Hauptanstieg nicht asphaltiert ist. Zusammenfassend: es ist wie  die letzten Tage landschaftlich sehr schön, aber es ist auch ganz schön anstrengend. Außerdem bei der Abfahrt vom Pass herunter eisig kalt. Ich brauche dringend Handschuhe und stelle fest, dass die Fahrradhandschuhe patschnass sind. Fast bin ich froh, als es danach wieder bergauf geht.

Villa Amengual – Villa Mañihuales

58 km, 560 Hm

Hurra! Ich fahre los und es regnet nicht, den ganzen Tag nicht! Dazu ist die heutige Etappe auch nicht allzu anstrengend. Es geht wie immer auf und ab, aber es ist kein echter Berg im Weg. Leider ist auch so etwas wie ein Café, oder auch nur eine kleine Schutzhütte nicht im Weg. Deshalb fahre ich praktisch ohne Pause durch nach Villa Mañihuales – morgen muss es definitiv mehr Unterbrechung geben.

Unterwegs treffe ich andere Radfahrer, ein Paar aus Australien, dem ich schon zweimal über den Weg gelaufen bin und ein Paar aus den USA.  Alle vier sind sie „Full-time traveller“ seit mehreren Jahren unterwegs, das eine Paar hat seinen Haushalt ganz aufgegeben, das andere denkt darüber nach. Wozu eine Wohnung, wenn man doch ein Fahrrad hat…

Das heutige Ziel, Villa Mañihuales, ist deutlich größer als das letzte Dorf. Es gibt zahlreiche Unterkünfte, einen hübschen Fluss, ein paar Läden, die fast die Bezeichnung Supermarkt verdienen, ein Café mit mittelmäßigem Cappuccino und gutem Eis.

In meiner großen, günstigen und eigentlich ganz schönen Unterkunft bin ich heute tatsächlich allein. Gestern war es noch schwierig, überhaupt etwas zu finden.

Villa Mañihuales – Cohaique

90 km (bis zur Unterkunft) , 1250 Hm

Ein richtig schöner, sonniger Tag! Morgens noch eiskalt, später beinahe heiß.

Die Taleinschnitte scheinen tiefer und schluchtartiger zu werden, ein Wasserfall jagt den nächsten. Sehr schön und sehr anstrengend, vor allem auch weil der längste Anstieg fast am Ende der Tour liegt und sich dann noch einer zur Unterkunft anschließt.

Über das heutige Ziel sagt der Reiseführer „a cow town that kept growing“.  Es gibt zwar eine Fußgängerzone mit Geschäften und Restaurants, aber kaum ein Gebäude mit mehr als zwei Stockwerken. Trotzdem ist Cohaique wohl der letzte Ort auf der Carretera, wo man Geld aus dem Automaten bekommt und etwas anderes als Lebensmittel einkaufen kann. Dann wird es noch einsamer auf der Straße als bisher.

Carretera Austral

Puerto Montt – Contao

56 km, 480 Hm

Das Fahrrad ist da, die Einkäufe erledigt, also geht es los. Die Strecke ist wunderbar asphaltiert, in der Stadt und auf den 20 km danach ist natürlich viel Verkehr. Ein paarmal werde ich dicht überholt, aber im großen und ganzen nehmen die Autofahrer Rücksicht.

Gegen Mittag kommt die erste Fährüberfahrt. Sehr unproblematisch, als ich ankomme werde ich nur kurz vor der Fähre angehalten, zahle umgerechnet 3 €, rolle aufs Schiff und los geht es. Es gibt hier generell viele Fähren, mag sein, dass man ein bisschen länger wartet als ich, aber allzu lange dürfte es praktisch nie dauern.

Nach der Fähre möchte ich einen Kaffee. Was für ein Reinfall! Ein Reiseführer behauptete, in Chile sei ein bisschen Kaffeekultur modern geworden. In diesem Café wäre ich schon für ein Glas Nescafé auf dem Tisch dankbar. Stattdessen: eine furchtbare Zuckerpampenmischung, garantiert kaffeefrei.

Aber was soll ich sagen, die Landschaft entschädigt schon jetzt.

Endlich los
Man ist hier stolz auf deutschen Kuchen

Contao – Hornopiren

Was ist eigentlich mit den Hunden hier los? – ich brauchte bisher in jeder einzelnen Nacht Ohrstöpsel, weil sie von Abends bis morgens bellen, gelegentlich jaulen, heulen, wieder bellen. In dieser Nacht kommt am sehr frühen Morgen ein Hahn hinzu.

Als ich aufstehe und langsam packe, fängt es – erwartet – an zu regnen. Ich packe das nasse Zelt ein und mache mich auf den Weg. Es geht bergauf und das Rad gibt komische Geräusche von sich, eine Ursache kann ich nicht finden. So keuche ich im Regen die Straße entlang, allerdings nicht lange. Dann hält ein kleiner Lieferwagen neben mir und fragt, ob er helfen kann. Ich kann nicht widerstehen und nicke. Das Rad wird in den Wagen geladen,  ab jetzt geht es schneller und trockener weiter. Der Fahrer ist unterwegs, um Brot auszuliefern. Entsprechend gibt es einen Umweg zu einer Kundin an der Küste.

Mich auf der Straße einzusammeln war ja sehr nett, der Fahrer macht aber etwas zu penetrante Versuche, mich zum Christentum zu bekehren. Ab und zu kurz ein anderes Thema, dann fängt er wieder an…

Außerdem hat er cabanas zu vermieten, relativ günstig, dafür weit vom Hafen entfernt. Ich bleibe dennoch.

Hornopiren

Hornopiren – Caleta Gonzales

Sowas wie 13 km – die Strecke zwischen zwei Fähren und die Strecke zum Anleger

Ab Hornopiren soll es mit einer längeren Fährüberfahrt weitergehen, zuerst dreieinhalb Stunden nach Leptepu, gefolgt von  etwa 10 km Straße, gefolgt von einer weiteren dreiviertel Stunde Fähre. Die Sache mit der Fähre ist: für Fahrzeuge ist sie zumeist ausgebucht. Ob ein Fahrrad ein Fahrzeug ist, weiß niemand, Fahrräder sind nicht vorgesehen. Der Online-Ticket-Kauf funktioniert auch nicht. Mir, wie vielen anderen Radfahrern, wird gesagt, dass ich um 8:30 am Anleger sein soll, , obwohl die Fähre erst um 10 fahren soll. Dann würde entschieden, ob es Fahrradtickets gibt. Oder ob der Kapitän hinterher entscheidet, wer mit darf. Falls ich mit darf ist das Ticket dafür billiger als für Passagiere ohne Rad. Das alles verstehe ich zwar nicht wirklich, bin aber kurz vor halb 9 morgens am Anleger. Nein, Tickets gibt es nicht und die Fähre fährt heute auch erst um 12:30 wird mir und zwei anderen Radfahrern mitgeteilt.

Am Ende ist es unproblematisch: kurz vor der Abfahrt (ja, 12:30) kommt eine Frau und sammelt Pässe ein. Dann rollen die inzwischen 10 Radfahrer aufs Schiff, während der Fahrt bezahlen wir und bekommen die Pässe zurück . Immerhin hatten wir Zeit, andere Radfahrer kennen zu lernen, hier mussten alle stundenlang warten.

Als wir nach der zweiten Fähre in Caleta Gonzalo, im Pumalin Nationalpark ankommen, ist es schon 19:30 und ich bleibe im Gegensatz zu allen anderen Radfahrern auf dem sehr hübschen Campingplatz in der Nähe des Anlegers.

Die Radfahrer*innen von der Fähre, natürlich im Regen

Caleta Gonzalo – Camping Volcan

Um die 30 km!

Die Entscheidung, abends nicht der Radfahrergruppe hinterher einen Campingplatz weiter zu fahren, war definitiv richtig, wenn es mir auch komisch vorkam, sie alle wegfahren zu sehen.

14 km klingen ja nicht nach viel, aber im Regen, auf Ripio (also unbefestigt), mit jeder Menge Steigungen wäre das schon eher Quälerei gewesen. Morgens, nach einer Nacht im Regen auf einem sehr schönen Campingplatz, ist es anstrengend genug.

Ich bin früh aufgestanden, alle anderen nicht, also treffe ich sie auf ihrem Campingplatz wieder und bekomme auch gleich einen Kaffee.

Dann mache ich mich auf den Weg hinauf zu einem Wasserfall. 40 Minuten Aufstieg, verspricht ein Schild am Beginn. Ich brauche eher länger, zwar ist das Wetter besser geworden, aber alles ist nass, man muss sehr aufpassen, nicht in die zahlreichen Wasserlöcher zu treten, während man über Holzbohlen balanciert. Natur und Wasserfall entschädigen aber definitiv.

Danach schaffe ich es gerade noch 15 anstrengende km weiter, bis zu einem Campingplatz mit Blick auf den Chaiten- Vulkan, der fröhlich vor sich hin qualmt.

Camping Volcan – Chaiten

31 km

Wie vom Wetterbericht versprochen: es regnet, der Himmel ist grau. Die Straße ist zunächst weiterhin nicht asphaltiert und ich wusste nicht, dass gerade mal 31 km und ein paar Höhenmeter so anstrengend sein können.

Schließlich komme ich in Chaiten an und suche mir eine feste, aber ziemlich einfache Unterkunft.  Immerhin gibt es sehr nette andere Gäste, mit denen wir abends noch länger zusammensitzen.

Als der Vulkan Chaiten 2008 ausbrach, war dieser Ort Hauptleidtragender: er musste komplett evakuiert werden, der gesamte Ort soll 15 cm hoch mit Asche bedeckt gewesen sein. Später sagt mir jemand, der Ort habe auch noch immer nicht ganz erholt.

Chaiten – Santa Lucia

78 km, 980 Hm

Ein langer Tag, ich bin leider sehr langsam. Es geht auf und ab und auf und ab bis am Ende ein langer Anstieg folgt.

Das bemerkenswerteste auf der Strecke vielleicht ist die Ruine eines Transportflugzeug bei einem Café-Stand, den eine junge Britin betreibt. Sie verkauft mir Kaffee und Kuchen und erzählt, was es mit dem Flugzeug auf sich hat: Es handelt sich um ein ehemaliges US-Militärflugzeug, das nach dem zweiten Weltkrieg mit anderen zusammen an Chile verkauft wurde. Es wurde dann dazu genutzt, den Süden des Landes zu kartieren,  um über den Verlauf der Carretera Austral zu entscheiden. Irgendwann in den 60er Jahren dann musste das Flugzeug notlanden, 6 km von dem Ort entfernt, an dem es jetzt liegt. Ein Paar bat ein paar  Jahre später um die Erlaubnis, den Flugzeugrumpf nutzen zu dürfen. Jahrelang wohnten die beiden in dem Rumpf. Danach verfielen die Reste, bis eben jene Britin das Flugzeug mit ihrem Mann übernahm, mit der Absicht, es zum Museum auszubauen.

Die Gegend scheint insgesamt übrigens nicht ganz ungefährlich zu sein. Nachdem der letzte Ort, in dem ich war – Chaiten – 2008 von einem Vulkan zerstört wurde, traf Santa Lucia im Jahr 2017 eine schwere Flut mit Erdrutschen.

Santa Lucia – La Junta

69 km, 608 Hm

Die vielen Höhenmeter kommen hier. Vor allem dadurch zustande, dass ich ständig auf und ab geht, und zwar ziemlich steil. Ab und zu gibt es eine größere Steigung, die meisten sind aber nicht besonders lang. Auf die Oberschenkelmuskeln gehen sie trotzdem ganz schön.

Ich komme am späten Nachmittag in La Junta an und suche mir eine einfache Unterkunft.

La Junta – Puyuhuapi

45 km, 435 Hm

Die Strecke heute ist nicht eben lang, auch die Qualität ist sehr gut. Es geht aber wieder auf und ab und auf und ab, obwohl die straße die meiste Zeit an einem See entlang führt. Ich brauche eine Pause. Also miete ich mich dieses Mal in einem richtigen Hotel ein, bekomme ein großes, sauberes Zimmer mit Bad und Frühstück und bleibe dort für zwei Tage.

Puyuhuapi

Puyuhuapi ist ein Dorf mit ziemlich. Vielen Unterkünften, eine Reihe von Campingplätzen am Meer und einigen kleinen Supermärkten. In einer halben Stunde kennt man alles.

Eigentlich möchte ich heute zum Queulat Nationalpark fahren und zum berühmten hängenden Gletscher wandern oder vielleicht eine Bootsfahrt machen. Das klappt leider nicht, weil die Tickets für den Nationalpark ausverkauft sind. Und montags, also morgen ist der Park gleich ganz geschlossen.